Die Heizstrahler in Österreichs Schanigärten könnten bald den Energiesparmaßnahmen der Regierung zum Opfer fallen.

Foto: Matthias Cremer

Die Stimmung in Österreichs Gastronomiebetrieben ist angespannt. Grund dafür sind die Einsparungsziele der Regierung, die nun auch auf die Gastronomie ausgeweitet werden könnten. Die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler will nun auch ein Verbot von Heizschwammerln prüfen lassen. Damit überhaupt nicht einverstanden ist Mario Pulker, Gastro-Sprecher der Wirtschaftskammer Österreich. Etwa 10.000 Betriebe hätten als Antwort auf das Rauchverbot und die Pandemie in Heizstrahler investiert. "Wir wollen jetzt nicht dasselbe haben wie bei den Raucherbereichen, wo unheimlich viel Geld investiert worden ist und dann hunderte Millionen quasi für den Mistkübel waren", sagt Pulker.

Doch wie sinnvoll ist ein solches Verbot wirklich? Und wie stehen Österreichs Gastronomen dazu?

Kein "klimafreundliches Mascherl" für Heizstrahler

Der Österreichischen Energieagentur zufolge verfügt ein typischer Heizstrahler über eine Leistung von rund zwei Kilowatt. Wird ein Heizschwammerl für fünf Stunden in Vollbetrieb genommen, verbraucht es zehn Kilowattstunden Strom, sagt der Experte Gregor Thenius. Hochgerechnet auf eine Saison entspreche der Elektrizitätsbedarf von drei Heizstrahlern jenem eines typischen österreichischen Haushalts. Ob es auch klimafreundlichere Alternativen gebe? Nicht für Thenius: Heizstrahlern im Freien dürfe man keinesfalls ein "klimafreundliches Mascherl" umhängen, egal womit sie betrieben werden. Besonders nicht in der aktuellen Situation.

Die Debatte über den Einsatz von Heizstrahlern entflammt in Anbetracht der Klimakrise seit längerem immer wieder; auch über Österreichs Grenzen hinaus. In Deutschland ist der Einsatz von Heizpilzen im öffentlichen Raum in manchen Städten bereits seit einiger Zeit verboten. In Österreich blieben vergleichbare Schritte bisher aus. Laut Energieministerium liegt das Aufstellen von Heizstrahlern bei Veranstaltungen in der Kompetenz der Länder, in der Gastro unterliegt es dem Gewerberecht des Bundes. Kommt ein Verbot im Zuge verpflichtender, österreichweiter Energiesparmaßnahmen, würde es durch ein Verfassungsgesetz geregelt.

Zwiespalt in der Gastronomie

In der Gastronomie wird immer noch relativ stark auf Heizsysteme im Außenraum gesetzt. Deutlich ersichtlich wird das etwa am Naschmarkt in Wien-Mariahilf. Dort kommt kaum ein Lokal ohne strombetriebene Heizstrahler aus, die aus Platzsparmaßnahmen an den Markisen und Schirmen angebracht sind. Für viele Lokale gebe es kaum andere Möglichkeiten, lautet der Tenor unter den Gastronomen. In den Innenräumen sei wenig Platz, weshalb vor allem der Außenbereich für Umsätze sorge. Die Gäste hätten es dort allerdings bevorzugt "warm und gemütlich".

In Anbetracht eines potenziellen Verbots gehen die Meinungen auseinander. Von einer "Katastrophe" und der Befürchtung von Umsatzeinbußen bis hin zu der Meinung, man müsse sich "halt anpassen", ist vieles dabei. Manche Betriebe haben – wenn auch aus anderen Gründen – sogar vorgesorgt.

Das Lokal Heuer am Karlsplatz etwa hat bereits mit dem ersten Pandemiewinter in einen energieeffizienteren Außenbereich investiert. Immer mehr Menschen wollten draußen sitzen, daher wurde die Terrasse um einen großen Schirm sowie flexible Außenwände erweitert, sagt Restaurantleiter Robert Klocker. Durch die getroffenen Maßnahmen habe er auch keine Probleme mit einem generellen Verbot.

Ökologisch sinnvoll, aber wirtschaftlich schwierig

Alleine schon die Körperwärme sowie die Wände würden die Kälte ausreichend abhalten. Er erwägt, die am Schirm installierten Heizstrahler gar nicht einzusetzen – so könnten Strom und Kosten gespart werden. Geringere Umsätze erwartet Klocker deshalb nicht. "Es gibt für alles Lösungen, man muss nur lange genug danach suchen."

Für Betriebe, die mit weniger Raum auskommen müssen, ist eine solche Installation aber kaum denkbar. Ein Verbot droht der Branche nach der Corona-Pandemie weitere Probleme zu bescheren. Sich anzupassen können sich nicht alle Betriebe leisten, sei es aus Platzgründen oder aus finanzieller Perspektive.

Manche Betriebe tauschen bereits aufgrund der hohen Energiepreise die Heizschwammerln gegen warme Decken aus. Ob das ausreichen wird, um trotzdem ausreichend Kundschaft anzulocken, bleibt offen. Einer der Gastronomen am Naschmarkt bringt es auf den Punkt: Ökologisch mache es schon Sinn, allerdings werde es wirtschaftlich herausfordernd für die Gastronomie. (Nicolas Dworak, Alexander Hahn, 14.9.2022)