Das Erklimmen der Karriereleiter ist zwar für viele Junge wenig erstrebenswert, Führungskompetenz verortet dennoch jede Dritte als persönliche Stäke.

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Im Krisenjahr 2022 ist jungen Menschen ein sicherer Arbeitsplatz deutlich wichtiger als die persönlichen Karrierechancen. Vor die Wahl gestellt, entscheiden sich 57 Prozent für den sicheren Arbeitsplatz, nur 16 Prozent wählen die Karriere (der Rest ist noch nicht festgelegt). Die krisengeplagte Jugend legt außerdem großen Wert auf ein gutes Betriebsklima, wie die Studie "Generation Corona und die Arbeitswelt von morgen" zeigt. Dafür hat das Institut für Jugendkulturforschung 1000 Österreicherinnen und Österreicher zwischen 16 und 29 Jahren befragt.

Immer wieder hört man, dass Stellen derzeit offen bleiben, weil junge Menschen nicht mehr in Vollzeit arbeiten wollen. Auf bestimmte Gruppen wie auch bestimmte Branchen trifft dies zweifelsohne zu, verallgemeinern lässt es sich das laut der Umfrage jedoch nicht: Bei den bereits Berufstätigen beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit nach Angaben der Befragten 37,3 Wochenstunden. Auch fixe Arbeitszeiten mit klar kommuniziertem und verbindlich eingehaltenem Dienstschluss finden in der Gen Z größere Akzeptanz als flexible Arbeitszeitregelungen.

Die Erwerbsarbeit wird von jungen Menschen aber zunehmend nüchtern betrachtet: Arbeiten zu gehen ist schlicht und einfach eine wichtige Lebensgrundlage. Die aktuelle Teuerungskrise rückt die Frage, wie viel Sinnstiftung junge Menschen in ihrer beruflichen Tätigkeit suchen und brauchen, in den Hintergrund. Materielle Existenzsicherung und die Hoffnung, trotz vielfältiger Krisenerfahrungen, die den Berufseinstieg heute begleiten, später einen angemessenen Lebensstandard zu erreichen, werden wichtiger.

Reflektiertes Selbstbild

Und was erwarten die Jungen von ihren Vorgesetzten? Am häufigsten genannt werden: Einfühlsamkeit gegenüber Anliegen und Problemen der Mitarbeitenden, kommunikative Kompetenz und überlegtes Handeln, wobei bei jungen Frauen Führungsqualitäten, die gemeinhin mit einem "weiblichen Führungsstil" assoziiert sind, besonders stark punkten. Risikobereitschaft, ein Persönlichkeitsmerkmal, das oft mit unternehmerischem Denken und einem "männlichen Führungsstil" assoziiert wird, spielt für die weiblichen Befragten hingegen eine marginale Rolle. "Zurückführen lässt sich dies auf ihr hohes Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität in der Arbeitswelt: Werte, mit denen Risikobereitschaft nicht wirklich zusammenpasst", sagt Studienautorin Beate Großegger.

Interessant im Hinblick auf die Führungskräfte von morgen sei außerdem, dass junge Frauen nicht nur Berufstätigkeit in ihren Selbstkonzepten fest verankert haben, sie reflektieren auch ihre Stärken und Schwächen sehr differenziert. "Junge Frauen punkten mit Selbstständigkeit, Teamgeist, Organisationstalent und Zielstrebigkeit. Und immerhin jede Dritte nennt auch Führungskompetenz als persönliche Stärke", sagt Großegger. "Diese jungen Frauen bringen sich durchaus selbstbewusst als zukünftiges Führungskräftepotenzial ins Spiel." (dang, 21.9.2022)