Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Fast im Wochentakt erhöhen irgendwelche Notenbanken im Kampf gegen die Rekordinflation ihre Zinsen, manchmal vergehen nur wenige Stunden zwischen zwei solchen Entscheidungen. Am Donnerstag hob die Schweizerische Nationalbank den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte an und beendete die Ära der Negativzinsen in dem Land. Am Tag zuvor hatte die Fed ebenso den Leitzins stark steigen lassen, auf drei bis 3,25 Prozent. Anfang September war die Europäische Zentralbank (EZB) an der Reihe.

Für Konsumentinnen und Konsumenten scheinen die Zinserhöhungen Abhilfe zu schaffen.
Foto: imago/Ralph Peters

Aufgabe von Nationalbanken ist es, für Preisstabilität zu sorgen, und so erscheint die Vorgehensweise nur logisch. Auch für Konsumentinnen und Konsumenten scheinen die Zinserhöhungen Abhilfe zu schaffen – wer stöhnt nicht angesichts der hohen Preise? Doch die Strategie der Notenbanken ist riskant.

Der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), Maurice Obstfeld, warnt in einem aktuellen Beitrag davor, dass die Zentralbanken zu viel tun und durch eine unkoordinierte Verschärfung der Geldpolitik die Welt in eine heftige Rezession stürzen könnten. Sein Argument geht so: Heute importieren alle Länder mehr Güter und Dienstleistungen als vor 40 oder 50 Jahren. Nicht nur Zinsanhebungen im eigenen Land dämpfen die Inflation, sondern auch jene im Ausland. Dieser Wirkungskanal werde von Notenbanken systematisch unterschätzt. Das Argument verdient Gehör. Von der Inflationskrise in die Rezession zu stolpern, wäre fatal. (András Szigetvari, 23.9.2022)