Proteste in den USA gegen den Fall des Grundsatzurteils Roe v. Wade.

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Weltweit sind Komplikationen bei Schwangerschaft und Entbindung die häufigste Todesursache bei 15- bis 19-jährigen Mädchen. Oft treten diese Komplikationen infolge eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs auf, dem sich jährlich fast vier Millionen Mädchen in dieser Altersgruppe unterziehen. Über alle Altersgruppen hinweg sind es 19 Millionen Frauen, ein Großteil davon im globalen Süden, die sich einem unsicheren Schwangerschaftsabbruch unterziehen. 13 Prozent überleben das nicht. Die Statistiken zeigen, das die Müttersterblichkeit in Ländern, in denen der Abbruch einer Schwangerschaft verboten oder nur sehr eingeschränkt möglich ist, erheblich höher ist als in Ländern, die ihn legalisiert haben. Ein deutliches Beispiel dafür ist Äthiopien: Seit der Legalisierung im Jahr 2005 ist die Müttersterblichkeit von 30 auf ein Prozent gesunken.

Fatales Signal aus den USA

"Frauen entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch aus einer wie auch immer gearteten Not heraus und nicht, weil es per Gesetz erlaubt ist", sagt Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der DSW. "Wenn aber die Möglichkeit des medizinisch sicheren Eingriffs nicht gewährleistet ist, begeben sich die Frauen in Lebensgefahr." Insofern sende die jüngste Entscheidung des obersten amerikanischen Gerichtshofs weltweit ein "fatales Signal", da sie etwa auch auf dem afrikanischen Kontinent Bewegungen bestärke, Frauen in einen unsicheren Schwangerschaftsabbruch zu treiben.

Auch der Österreichische Frauenring weist im Zuge des Safe Abortion Day auf die Notwenigkeit legaler und niederschwelliger Schwangerschaftsabbrüche hin. "Die erschreckenden Einschnitte beim Schwangerschaftsabbruch in den USA, in Polen oder Ungarn haben zuletzt viele Menschen zu Recht aufgerüttelt", heißt es in einer Aussendung des Frauenrings. Trotzdem dürfe man auch die Situation in Österreich nicht aus den Augen verlieren. Auch in Österreich "laufen Abtreibungsgegner:innen Sturm gegen die hart erkämpfte Fristenregelung".

Lückenhafte Versorgung im Westen

Die Versorgungslage sei in Österreich gerade in den westlichen Bundesländern lückenhaft, die hohen Kosten von bis zu 1.000 Euro belasten Frauen enorm, heißt es in der Aussendung des Frauenrings weiter. Die Dachorganisation österreichischer Frauenvereine weist auch darauf hin, dass der Schwangerschaftsabbruch in Österreich noch immer im Strafrecht verankert ist. "Die Geschichte hat uns gelehrt, dass es Abtreibungen immer geben wird. Wenn sie eingeschränkt oder verboten werden, bezahlen Frauen ohne die entsprechenden finanziellen Mittel dafür mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben. Ein sicherer und frei zugänglicher Schwangerschaftsabbruch muss also im Interesse aller sein", so die Vorsitzendes des Frauenrings, Klaudia Frieben. (red, 28.9.2022)