So sieht sie also wirklich aus: die Meta Quest Pro. Ein Preis steht inzwischen ebenfalls fest.

Foto: META

Es ist nun ziemlich genau ein Jahr her, dass Mark Zuckerberg seinen Konzern von "Facebook" in "Meta'" umtaufte und im gleichen Atemzug die Mission ausrief, die Menschen in eine virtuelle Welt zu verfrachten, die namentlich vom dystopischen Cyberpunk-Roman "Snow Crash" inspiriert ist: das Metaversum. Geht es nach Zuckerberg und seinem Team, dann werden wir dort künftig spielen, uns treffen, shoppen und auch arbeiten – und vor allem auf letzterem Aspekt lag der Fokus von Zuckerbergs rund 90 Minuten langer Keynote zur hauseigenen Konferenz Meta Connect 2022 am Dienstag.

Meta Quest Pro offiziell vorgestellt

Zugpferd für die Vision des Arbeitens im virtuellen Raum soll jene neue Virtual-Reality-Brille sein, die dem begleitenden Chat zufolge wohl auch von den meisten Zusehern mit Spannung erwartet wurde: die Meta Quest Pro. Diese soll sich vor allem an ein professionelles Publikum richten, das die Brille zum Arbeiten verwenden will.

Ab 25. Oktober wird sie erhältlich sein, und auch der Preis steht nun fest: In den USA soll die VR-Brille 1.499 Dollar kosten, in Europa 1.799,99 Euro. Im Paket enthalten sind das Headset, die Meta Quest Touch Pro-Controller, Stylus-Aufsätze, partielle Lichtblocker und eine Ladestation.

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Viele der technischen Spezifikationen waren bereits vorab bekannt, weshalb Zuckerberg mit diesen nicht viel Zeit verschwendete. Bloß ein paar Eckpunkte: Die Meta Quest Pro hat 37 Prozent mehr Pixel und 75 Prozent mehr Kontrast als das derzeitige Flaggschiff, die Meta Quest 2. Und die eingebauten Kameras liefern eine viermal so hohe Auflösung, noch dazu in Farbe – das Bild der Meta-Quest-2-Kameras war stets etwas körnig, und außerdem kam es nur in Schwarz-Weiß daher.

Warum ist das wichtig? Das ist das Thema, über das Zuckerberg lieber spricht als über technische Details: weil die Brille den Weg zum Arbeiten nicht nur in der Virtual Reality, sondern auch in der Mixed Reality ebnen soll. Darunter versteht man, dass das reale Umfeld mit virtuellen Objekten kombiniert wird, man also das 3D-Modell eines Autos auf dem eigenen Schreibtisch gestalten kann. Das funktioniert, indem die Kameras das Bild aufnehmen und angereichert mit dem virtuellen Objekt in die Augen des VR-Brillen-Trägers projizieren. Und damit das möglichst schön aussieht, braucht es möglichst gute Kameras.

Controller, Mimik ... und Beine!

Außerdem sind die Controller per se eigene Computer, "was schon ein bisschen lächerlich ist", wie Zuckerberg sagt – Vorteil: Die Controller können sich selbst tracken und sind somit nicht mehr von den Kameras der eigentlichen Brille abhängig, man kann also nach Belieben damit herumfuchteln, und die Armbewegungen werden trotzdem aufgenommen. Eine andere Funktion ist, dass die Brille nun auch die Mimik erfassen kann, die wiederum vom eigenen Avatar wiedergegeben wird.

Das alles hat einen bestimmten Zweck: die Avatare realistischer und Meetings im virtuellen Raum somit natürlicher wirken zu lassen. An dieser Stelle auch ein thematischer Sprung ans Ende der Präsentation: Nachdem es eines der meistgewünschten Features der Community – und auch von Zuckerberg selbst – war, bekommen die Avatare ab nächstem Jahr wirklich Beine, zuerst wird Metas VR-Welt "Horizon Worlds" diese Funktion erhalten.

Avatare überall

Moment mal ... was heißt hier "zuerst"? Ja, auch das soll nun Form annehmen: Da man bei Meta das Metaversum vor allem als einen Ort zum Knüpfen sozialer Beziehungen sieht und mit Apps wie Facebook, Instagram und Whatsapp hier bereits stark vertreten ist, werden diese Plattformen künftig mehr miteinander verknüpft. Und das äußert sich unter anderem in den Avataren.

So sollen die aus "Horizon Worlds" bekannten Comic-Avatare künftig nicht nur in "Horizon Worlds" genutzt werden. Sie können auch als Sticker in Whatsapp oder dem Facebook-Messenger oder als Comicfiguren in Facebook Stories verwendet werden – oder in Instagram Reels: Gezeigt wurde in der Präsentation ein Instagram-Video, in dem ein Avatar anstatt eines realen Menschen tanzt.

Zoom und MS Teams

Doch jetzt back to business. Denn der Avatar soll neben den eigenen Apps des Konzerns auch auf einer bekannten anderen Plattform genutzt werden: dem Videokonferenz-Tool Zoom. Weiters lud Zuckerberg seinen Microsoft-Counterpart Satya Nadella auf die virtuelle Bühne, der über die gemeinsame Partnerschaft sprach.

Diese beinhaltet, dass die Konferenzlösung Microsoft Teams in das Metaverse integriert werden soll, sodass die Plattform auch im VR-Raum genutzt werden kann. Zudem wird MS Teams mit Metas eigner Productivity-Plattform Horizon Workrooms verknüpft, um die Features beider Anbieter miteinander zu kombinieren.

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Doch damit noch nicht genug. Auch Microsoft 365 kommt auf die Quest-Plattform, und das soll es ermöglichen, "beliebte" Programme wie Word oder Excel auch in VR zu verwenden. Windows 365 soll wiederum ermöglichen, den Desktop mit all seinen Anwendungen auf die Brille zu streamen. Die Integration von Services wie Microsoft Intune soll es Admins in Unternehmen ermöglichen, hier auch für eine entsprechende Umsetzung der eigenen Richtlinien zu sorgen.

Game Pass Ultimate auf der Meta Quest

Wenig überraschend schossen angesichts dieses Business-Schwerpunkts im Chat die wütendenden Facbeook-Smileys en masse in die Höhe – Nadella machte das aber wieder gut, indem er den wohl stark vertretenen Gamern einen Knochen in den virtuellen Raum warf: Auch der Game Pass soll künftig auf die Quest-Plattform kommen.

Genau genommen: der Game Pass Ultimate – also die Möglichkeit, gegen eine monatliche Gebühr Spiele von Microsofts Servern auf diverse Geräte zu streamen, eine entsprechende Internetverbindung vorausgesetzt. Als Beispiel wurde dabei der "Microsoft Flight Simulator" genannt. Weitere Details sind jedoch noch rar, und dass die Spiele tatsächlich in einer 360-Grad-VR-Umgebung gestreamt werden, darf angesichts der dafür nötigen Bandbreiten eher angezweifelt werden.

"Among Us VR" am 10. November

Doch apropos Spiele: Auch dazu wurden ein paar Dinge angekündigt. So hat das Freunde-meuchel-Spiel "Among Us VR" nun ein Release-Datum, es erscheint am 10. November. Der zweite Teil von "The Walking Dead: Saints & Sinners" erscheint nach zwei Jahren Entwicklungszeit am 1. Dezember. Und ab November soll es auch ein "Iron Man"-VR-Spiel für die Quest 2 geben.

Zahlen zu den bestehenden Spielen teilte man in diesem Kontext ebenfalls. So soll allein die VR-Version von "Resident Evil 2" in den ersten 24 Stunden zwei Millionen Dollar Umsatz generiert haben. Das Fantasyspiel "Blade & Sorcery: Nomad", das im Gegensatz dazu nicht auf einem bekannten Franchise aufbauen kann, machte in zwei Tagen eine Million Dollar Umsatz. Und "The Walking Dead" hat bisher alleine auf der Quest-Plattform über 50 Millionen Dollar eingespielt. Bis heute wurden mehr als 1,5 Milliarden Dollar für Spiele und Apps im Meta Quest Store ausgegeben.

Blick in die Zukunft

Nach all dem Bling-Bling war es aber schließlich das Finale der Präsentation, das bei Zusehern wohl am meisten für Gänsehaut sorgte – und zwar nicht unbedingt im guten Sinne. Denn hier ging es um erste Einblicke, an welchen Projekten der wegen seines Umgangs mit Fake News und Userdaten nicht immer mit Wohlwollen betrachtete Konzern als Nächstes arbeitet.

So wurden durch professionelle Scans aufwendig erstellte Avatare gezeigt, die ihrem menschlichen Vorbild äußerst stark ähneln. Als wäre dies noch nicht genug, zeigte man anschließend, wie mit einer Handykamera in wenigen Minuten ein fast ebenso realistisches Abbild des eigenen Selbst entstehen kann. Das Thema der digitalen Identitäten und Deepfakes wird dadurch gänzlich neue Dimensionen annehmen.

An anderer Stelle wurden Technologien gezeigt, die das Konzept der Augmented Reality auf die Straße bringen, indem Informationen in die Augen der Träger gespielt werden, die Funktionen sollen dank einer Kombination aus künstlicher Intelligenz und Neurotechnologie mit einfachen Fingerbewegungen gesteuert werden können.

"Wir sind erst am Anfang unserer Reise, und die heute präsentierten Produkte weisen den Weg", sagt Zuckerberg am Ende der Show. Dass die von ihm anvisierte Zukunft auch neue Herausforderungen mit sich bringt, wird wohl niemand anzweifeln. (Stefan Mey, 11.10.2022)

Update, 12.10.: Der Österreich-Preis für die Meta Quest Pro wurde hinzugefügt.