Ein mit Photovoltaik überdachter Parkplatz im Libanon. In Österreich sind solche Überdachungen bisher selten.

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Für die Energiewende in Österreich spielt Photovoltaik (PV) eine bedeutende Rolle. Bis 2030 sollen zusätzlich elf Terawattstunden Strom aus der Photovoltaik kommen. Derzeit sind es noch rund drei Terawattstunden. Es braucht deshalb einen massiven Ausbau der Solarkraft und Millionen zusätzliche PV-Anlagen. Entstehen sollen diese zuallererst auf verbauten Flächen. Künftig könnten etwa Großparkplätze verstärkt mit PV-Modulen überdacht werden. Platz dafür ist grundsätzlich vorhanden, etwa auf großen Parkplätzen bei Supermärkten und Industrieanlagen. Bisher sind in Österreich aber nur wenige von ihnen mit PV überdacht. Woran liegt das?

Ökobilanz bessern, Schatten spenden

Es gibt prinzipiell viele Gründe dafür, Großparkplätze mit Photovoltaik zu überdachen. Die mitunter weitläufigen Flächen sind bereits versiegelt, was sich grundsätzlich negativ auf den Grundwasserspiegel und die Biodiversität auswirkt. Die Flächen mit Solarpaneelen zu überdachen und damit erneuerbaren Strom zu erzeugen kann laut Fachleuten deshalb die schlechte Umweltbilanz von Parkplätzen verbessern. Langfristig können etwa Ladestationen entstehen, die E-Autos direkt vor Ort mit Solarstrom versorgen.

Ein weiterer Vorteil: Im Sommer schützen die PV-Überdachungen Fahrzeuge vor Hitze, im Winter vor Schnee. Für viele Unternehmen ist das auch ein Grund, über PV-Überdachungen nachzudenken. "Viele Mitarbeiter hätten gerne überdachte Parkplätze. Für Unternehmen kommen deshalb zwei Dinge zusammen: Sie erzeugen Energie und tun gleichzeitig etwas für ihre Mitarbeiter", sagt Karl Wetzlmayer von Kwantum Eco-Solutions zum STANDARD. Das oberösterreichische Unternehmen entwickelt und baut PV-Überdachungen für Parkplätze. Ähnliches sieht Wetzlmayer im Bereich von Hotels und Thermen. Betreiberinnen und Betreiber sehen überdachte Parkplätze dort als Möglichkeit, die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Allgemein nehmen die Anfragen für PV-Parkplatzüberdachungen zu, sagt Wetzlmayer.

Durch versiegelte Flächen kann Wasser nicht in den Boden sickern, die Umgebung heizt sich auf. Zudem geht Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren.
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Kosten als Hindernis

Dass bisher trotzdem nur wenige Parkflächen mit Photovoltaik überdacht sind, hat verschiedene Gründe. Bei Supermärkten wie Spar und Billa werden Solaranlagen bisher primär auf Dachflächen installiert. Laut den Unternehmen hat das wirtschaftliche und praktische Gründe, da die Anlagen auf Dächern einfach geplant und installiert werden können. Es gibt aber bereits Ausnahmen. Billa etwa hat in Niederösterreich einen Carport mit Solaranlage in Betrieb. Ähnliche Projekte seien für das kommende Jahr geplant, so die Supermarktkette auf Anfrage. Bei Spar sind laut eigenen Angaben bisher keine Parkplatzüberdachungen geplant.

Für viele Unternehmen bleiben die Kosten von PV-Parkplatzüberdachungen ein Hindernis. Sie kosten oft doppelt so viel wie Solaranlagen auf Dächern. Teuer sind etwa die Stahlkonstruktionen und die Fundamente. Durch ihre Größe können PV-Überdachungen zudem bautechnisch knifflig sein. "Wenn man einen Parkplatz will, der so einfach wie heute zu befahren ist, braucht man eine Spannweite von 18 Metern. Das ist statisch oft herausfordernd", sagt Wetzlmayer. Zudem müssen Anlagen laut Fachleuten vor Vandalismus geschützt werden, was zusätzliche Kosten verursachen kann.

Einen Parkplatz zu überdachen dauert laut Wetzlmayer im Schnitt sechs Monate. Bis zum Baubeginn kann aber einige Zeit vergehen. Alleine die Baubewilligung kann einige Monate beanspruchen. Zudem dauert es derzeit sechs bis acht Wochen, bis der notwendige Bescheid vom Netzbetreiber vorliegt. Dieser wiederum ist meistens nötig, um eine Förderung zu beantragen. "Wir leiden massiv unter den Problemen, die die Netzbetreiber haben", sagt Wetzlmayer. Viele Projekte würden sich dadurch verzögern.

In Altenmarkt an der Triesting (Niederösterreich) hat Billa einen Carport mit PV-Überdachung in Betrieb.
Foto: Billa / Harson

Bund und Länder fördern PV-Überdachung

Einen Teil der Kosten können Unternehmen und Betriebe über Förderungen decken. Bundesweit werden PV-Parkplatzüberdachungen über das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz gefördert. Für innovative Photovoltaikanlagen, zu denen neben PV-überdachten Parkplätzen auch gebäudeintegrierte oder schwimmende Solaranlagen gehören, erhöht sich der Investitionszuschuss um einen Zuschlag von 30 Prozent.

Hinzu kommen länderspezifische Förderungen. Die Stadt Wien fördert über die Flugdachförderung Parkplatzüberdachungen mit Photovoltaik. In der Steiermark fördert der Ökofonds PV-Parkplatzüberdachungen. Auch in anderen Bundesländern tritt das Thema immer wieder in den Vordergrund. Die oberösterreichischen Grünen forderten heuer Photovoltaik für neue Parkplätze. In Tirol sprach sich Landesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) zuletzt dafür aus, dass jeder "Großparkplatz ein Kraftwerk" werden muss.

Kleiner Beitrag zu Energiewende

Genug Parkflächen für die Überdachung mit PV sind in Österreich jedenfalls vorhanden. Allein in Tirol gibt es mehr als 3.400 größere Parkplätze mit einer Gesamtfläche von 5,6 Quadratkilometern. Geeignete Flächen mit Solarpaneelen zu überdachen könnte dort den aktuellen Strombedarf von rund 81.000 Haushalten decken. In Oberösterreich gibt es rund 2.900 Großparkplätze, die insgesamt eine Fläche von sieben Quadratkilometern umfassen.

Für die Stromerzeugung bleibt das Potenzial von PV-überdachten Parkplätzen aber überschaubar. Laut Hubert Fechner, Obmann der österreichischen Technologieplattform Photovoltaik, gibt es in Österreich insgesamt etwa 45 Quadratkilometer an mittlerer und größerer Parkplatzfläche. Wie viele davon für PV genutzt werden können, hängt stark von den Gegebenheiten vor Ort ab. Manche Parkplätze liegen im Schatten oder bekommen täglich nur wenige Sonnenstunden ab, wodurch sich Solarpaneele nicht lohnen. Andere eignen sich durch Feuerwehrzufahrten und ähnliche bauliche Vorschriften nicht für eine Überdachung.

Nur rund zehn bis 20 Prozent der Parkflächen in Österreich sind daher als PV-überdachte Parkplätze realisierbar, sagt Fechner. Möglich sei damit eine Leistung von bis zu einer Terawattstunde pro Jahr. Damit leisten PV-überdachte Parkplätze nur einen kleinen Beitrag zu den Ausbauzielen für 2030. Neben Parkplätzen und Dachflächen eignen sich aber ohnehin noch viele weitere Flächen für die Überdachung mit Photovoltaik – etwa Straßen, Fuß- und Radwege oder landwirtschaftliche Flächen. (Florian Koch, 21.10.2022)