Pixel 7 und Pixel 7 Pro sollen die Smartphone-Marktanteile von Google weiterbefördern.

Dass Google derzeit seine Hardwarebemühungen deutlich intensiviert, dürften selbst jene, die die Smartphone-Welt nur kursorisch beobachten, bemerkt haben. Mit dem Pixel 6 gab es im Vorjahr eine Art Neustart, das aktuelle Pixel 7 soll das Wachstum weiter antreiben. All das wird nicht nur von einer deutlich intensivierten Bewerbung begleitet, Google setzt auch sichtlich mehr auf eigene Hardwareentwicklung. So nutzen aktuelle Smartphones des Unternehmens einen eigenen SoC namens Tensor, der speziell auf die Bedürfnisse der Google-Software optimiert ist.

Strategische Ziele

Wer meint, dass es sich dabei nur um ein kurzes Aufflackern handelt, dürfte sich aber täuschen. Denn wie "The Information" mit Berufung auf interne Quellen berichtet, verfolgt das Unternehmen damit strategisch wichtige Ziele – und dabei geht es nicht bloß um neue Einnahmequellen jenseits von Werbung, sondern auch um das eigentliche Kerngeschäft des Unternehmens.

Google bereiten demnach zwei aktuelle Entwicklungen Sorgen: einerseits, dass Apple derzeit in vielen Ländern die Marktanteile ausbauen kann, allen voran in zentralen Märkten wie den USA, wo Premiumgeräte dominieren – und die Konsumenten besonders finanzstark sind. Andererseits ist jener Deal, mit dem sich Google – für einen zweistelligen Milliardenbetrage jährlich – die Suchmaschinenpositionierung auf iPhones erkauft, immer stärker in den Fokus von Regulatoren geraten.

Worst Case

Diese Kombination lässt Google eine Art Albtraumszenario befürchten: Sollte Apple den Google-Deal hinter sich lassen – ob freiwillig oder durch regulierende Eingriffe –, könnte das dem Kerngeschäft des Unternehmens potenziell schweren Schaden zufügen. Eigene Geräte zu entwickeln – und aggressiv um Marktanteile zu kämpfen – sei insofern das "beste Mittel, um die Position des Unternehmens zu schützen", formuliert es dem Bericht zufolge Google-Chef Sundar Pichai selbst. Immerhin kann man auf eigene Geräte so viel eigene Software setzen, wie man nur will, ohne sich über das Wettbewerbsrecht Sorgen machen zu müssen – siehe Apple.

Kein Vertrauen in Samsung

Doch der Bericht gibt auch einen weiteren Einblick in die Denkweise von Google, und die ist in Hinblick auf die Dynamik in der Android-Welt durchaus pikant. Der starke Fokus auf Pixel-Hardware liegt auch daran, dass man Samsung nicht zutraut, Apple etwas entgegensetzen zu können. Ein ziemlich vernichtendes Urteil über den seit vielen Jahren dominierenden Android-Hersteller.

Umschichtungen

All das soll zuletzt zu einer deutlichen Verschiebung der Google-Prioritäten geführt haben. Das Unternehmen hat demnach zuletzt deutliche Umschichtungen vorgenommen – weg von Produkten, die vor allem für Partner interessant sind, hin zur Entwicklung von eigenen Geräten und spezifisch dafür optimierten Diensten. Neben Smartphones sieht Google auch Smartwatches als strategisch wichtiges Feld an, während etwas das Google-Assistant-Team und hier vor allem die Integration in die Autosysteme diverser Hersteller, aktuell weniger Ressourcen bekommen sollen.

Zudem scheint sich Google bei der Entwicklung eigener Dienste – neben eigenen Geräten – zunehmend auf einzelne strategisch wichtige Partner zu fokussieren, die bevorzugt behandelt werden. Dabei habe man vor allem Samsung, aber auch ausgewählte chinesische Marken wie One Plus und Xiaomi im Auge, die Premiumgeräte anbieten. Für andere Firmen könnte es hingegen künftig schwerer werden, die gleiche Betreuung von wichtigen Softwareteams bei Google zu bekommen. (Andreas Proschofsky, 20.10.2022)