Der Ort

Ich arbeite gerade an neuen Songs, meine neue Single Fool of the Loving Kind erscheint demnächst. Das heißt, ich verbringe viel Zeit mit meinem Team im Studio. Zu Mittag bestellen wir gerne Gemüse-Sushi. Das ist gesund, lässt sich gut teilen und zur Not auch auf dem Schoß essen.

Das Menü

Auf Tour geht’s kulinarisch aber oft nicht sehr raffiniert zu. Da gibt’s viel Brot, und es ist auch schon einmal passiert, dass uns zu fünft eine kleine Tiefkühlpizza serviert wurde. Wir lachen noch immer darüber. Die vier großen hungrigen Männer haben mir damals galanterweise das meiste überlassen. Ein wildes Rockstarleben führe ich nicht. Auch meine Partyjahre sind vorbei. Ich habe eine 17 Monate alte Tochter. Da kann man nicht den ganzen Tag verkatert im Bett verbringen.

Mittags gibt es im Studio oft Gemüse-Sushi von Lieferservice.
Foto: Katharina Gossow

Die Ernährung

Mit einem Kleinkind achtet man viel mehr auf gesunde Ernährung. Wir kaufen kaum Babynahrung für unsere Tochter, sondern bereiten ihre Mahlzeiten frisch zu. Ich koche leidenschaftlich gerne, aber nicht gut. Mein Mann sieht das nicht so tragisch. Er ist Vegetarier, und auch ich esse keinen Fisch und auch kaum Fleisch. Ich finde, es gehört zu einer verantwortungsvollen Lebensweise, maßvoll zu genießen. Ab und zu einmal ein Schweinsbraten, wenn ich bei meiner Verwandtschaft in Bayern zu Besuch bin, darf dann aber schon auch sein. Wobei ich sagen muss, dass es mir nach der schweren Kost immer schlechtgeht.

Das Trauma

Ein Gericht, das ich mit meiner Kindheit verbinde, nennt man in meiner Heimat "Lingerl". Es handelt sich um gekochte Lunge. Vor dieser grauen und bitteren Brühe graust mir noch immer. Was ich auch gar nicht ausstehen kann, sind Essgeräusche. Der Fachbegriff für diese Abneigung lautet "Misophonie". Sie begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Bereits als Kind bin ich wutentbrannt vom Tisch weggerannt, wenn jemand beim Essen geschmatzt hat. Nur bei kleinen Kindern, allen voran bei meiner eigenen Tochter, finde ich Essegeräusche erträglich, ja fast süß. Aber selbst auf meinen Mann werde ich sauer, wenn er zum Beispiel während einer Erkältung gar nicht geräuschlos essen kann. Meine Misophonie hat für mich aber auch etwas Positives. Sie hat mich zum Titel meines ersten Albums, I Hate the Way You Chew ("Ich hasse, wie du kaust"), inspiriert. Die neue Platte wird aber ganz ohne Essensthemen auskommen. (Michael Steingruber, RONDO, 12.11.2022)