Elnas Rekabi darf laut Medienberichten ihr Haus nicht verlassen.

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Elnas Rekabi beim Wettkampf.

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"Ich. Das Volk. Iran.": Die iranische Sportkletterin Elnas Rekabi hat sich mit Textpassagen des Dichters Ahmad Shamlou für die große Unterstützung in den vergangenen Tagen bedankt. "Was ich bis heute gewonnen habe, ist die Anteilnahme so vieler wunderbarer Seelen", schrieb Rekabi auf ihrem Instagram-Profil in Persisch und Englisch: "Ich danke allen, die zum Flughafen gekommen sind, um mich zu empfangen. Ich liebe euch."

Sie sei den Menschen im Iran, "der ganzen Welt, Athleten und Nicht-Athleten, der internationalen Gemeinschaft endlos dankbar für eure Unterstützung". Viele Menschen hatten Rekabi am Mittwoch bei ihrer Rückkehr nach Teheran am Flughafen der Hauptstadt gefeiert. Die 33-Jährige war bei den Asienmeisterschaften in Seoul ohne den für Frauen im Iran obligatorischen Hidschab zu ihrem Wettkampf angetreten und hatte damit weltweites Aufsehen erregt.

Drohnung gegen Familie

Medienberichten zufolge soll Rekabi derzeit unter Hausarrest stehen. Laut einer Behauptung iranischer Behörden sei sie lediglich zu Hause, weil sie sich ausruhen müsse. Menschenrechts-Organisationen auf der ganzen Welt haben zuletzt mehrfach ihre Sorgen um die Sicherheit der Athletin zum Ausdruck gebracht. Rekabi hatte sich in einem Interview entschuldigt und den Verstoß gegen die strenge iranische Kleiderordnung als ein "Versehen" bezeichnet.

Sie soll zu dieser Entschuldigung gezwungen worden sein, wie die BBC mit Verweis auf eine mit der Sache vertraute Quelle berichtete. Dieser zufolge habe man gedroht, das Eigentum ihrer Familie zu beschlagnahmen, falls sie die Erklärung nicht abgeben würde.

Demonstration in Berlin

Rekabi sei den Angaben zufolge am Tag nach ihrer Ankunft in der gleichen Kleidung beim iranischen Sportminister aufgetreten – das habe den Verdacht aufkommen lassen, dass sie in dieser Zeit nicht zu Hause war. Bis zu ihrem Treffen mit dem Minister sei sie im Gebäude des Nationalen Olympischen Komitees des Iran festgehalten worden.

Rund 80.000 Menschen haben sich unterdessen nach Polizeiangaben bei einer Demonstration in Berlin mit den Protesten im Iran solidarisiert. Das seien deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer als erwartet, sagte eine Behördensprecherin. Die Veranstalter waren zunächst von 50.000 Menschen ausgegangen. Bereits zu Beginn der Demonstration waren Tausende Menschen aus weiten Teilen Europas an der Berliner Siegessäule zusammengekommen.

Aufnahmen in sozialen Netzwerken zeigen das Ausmaß der Demonstrationen in Berlin.

Nach Beginn strömten aus allen Richtungen Menschenmassen zu dem Protestzug. Die Polizei sprach von einem "überwiegend störungsfreien" Verlauf. Beim Auftakt der Veranstaltung sei Pyrotechnik gezündet worden, später habe es vereinzelt Nebeltöpfe gegeben.

In der Nacht und am frühen Morgen waren bereits zahlreiche Iranerinnen und Iraner aus Dutzenden Städten angereist, um die systemkritischen Proteste im Iran zu unterstützten. Dutzende Reisebusse standen entlang der Straßen, die zur Siegessäule führen. Seit fünf Wochen reißen die Proteste gegen die Islamische Republik und ihren autoritären Regierungskurs nicht ab. (red, sid, 22.10.2022)