Wir bedauern! "Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD, in der wir unsere publizistischen Missgeschicke anzeigen.

Doris Priesching und Sebastian Fellner

Foto: der standard

Verhandlungsgeschick und Widerstandskraft waren Eigenschaften, die man der Gewerkschafterlegende Karl Proyer nachsagte. Proyer war ab 1980 Mitglied der GPA, ab 2015 in der Funktion des stellvertretenden Bundesgeschäftsführers der GPA-djp tätig. Mehr als einmal soll ihm gelungen sein, festgefahrene Gehaltsverhandlungen aufzubrechen und Interessensvertreter zurück an die Verhandlungstischen zu bringen. Insofern überrascht es kaum, dass ausgerechnet Karl Proyer in einem STANDARD-Bericht über die aktuellen Metaller-Lohnverhandlungen auftauchte.

Rechts außen saß Proyer, zeigte ein Foto der Austria Presse Agentur. Ein Umstand, der nur schwer vorstellbar ist, zumal der Abgebildete bereits 2015 mit nur 62 Jahren viel zu früh verstarb. Danke, ORF-Kollege Yilmaz Gülüm fürs genaue Schauen.

Des Rätsels Lösung: Das Foto stammt aus dem Jahr 2013, als Proyer noch wirkte, und rutschte fälschlich in den Artikel. Gut möglich, dass sich manch’ ein Verhandler, eine Teilnehmerin daran erinnert fühlte. Nicht zuletzt deshalb, weil in Tagen wie diesen genau jener gute, streitbare Geist von manchen vermutlich schmerzlich vermisst wird. Wir geben die Hoffnung auf einen baldigen Abschluss trotzdem nicht auf.

Drei Nullen zu wenig

Was war noch? Die Regierung stellte im Nationalrat das Budget für das kommende Jahr vor. Mit Zahlen schmiss Finanzminister Magnus Brunner um sich. Wir berichteten, analysierten, ordneten ein – und irrten. Das Budgetdefizit von 2023 prognostizierten wir mit 17.000.000. Das wäre in Zeiten der Krise ein Klacks, der es leider nicht ist. Wir haben die Kleinigkeit von drei Nullen vergessen.

Foto: Screenshot DER STANDARD

Ein eindeutiges Ergebnis brachte die Bundespräsidentenwahl. Wir sorgten trotzdem für Verwirrung, in dem wir Tassilo Wallentin auf den vorvorletzten Platz setzten, ihn also schlechter machten, als er ist. Richtig ist: Wallentin wurde vierter, das ist nur der vorvorvorletze. Ehre, wem Ehre gebührt.

Tassilo Wallentin wurde bei der Wahl zum Bundespräsidenten vierter.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Die Hauptstadt von Wales ist nicht Wales

Ein Wahlkampf blieb King Charles III erspart. Die erste Woche im Amt war aber kein Zuckerschlecken, wie wir berichteten: "Noch eine Reise durchs Land, noch ein Gottesdienst, noch ein Parlamentsempfang", waren vonnöten. Eintönig, ja, die walisische Hauptstadt ist trotzdem Cardiff und nicht Wales, wie wir irrtümlich behaupteten.

Solche Strapazen überstehen nicht alle schadlos, sollte man so etwas behaupten, droht ein heilloses Durcheinander. Genau ein solches verursachten wir mit einem Bericht über die längste aller Warteschlangen beim Begräbnis der Queen, wonach die Strapazen dort "nicht alle heillos" überstanden haben. Das sollen sie uns einmal zeigen.

Es geht aber auch anders, und dann kann man uns wirklich nur schwer widersprechen: "In einer Cashless-Society wird es genauso Verbrechen geben, außerdem findet Cybercrime bereits jetzt größtenteils digital statt", schrieben wir weiters. Wo wir Recht haben, haben wir Recht. (Doris Priesching, 25.10.2022)