Johann König (41) gilt als einer der prominentesten deutschen Galeristen.

Foto: IMAGO / Hein Hartmann

Berlin – Dem Berliner Galeristen Johann König wird vorgeworfen, bei Kunstveranstaltungen mehrere Frauen sexuell bedrängt und belästigt zu haben. Das berichtet die Wochenzeitung "Die Zeit" und beruft sich dabei auf Frauen, die teils namentlich, teils anonymisiert entsprechende Erlebnisse mit König schildern. Die Übergriffe liegen in einigen Fällen mehr als fünf Jahre zurück.

Die aktuellen Vorwürfe reichen von unangebrachten Küssen und Berührungen bis zu Versuchen, Frauen zu begrapschen. Am Rande der Pariser Kunstmesse Fiac 2017 soll eine Ausstellungsassistentin gesehen haben, wie König eine Frau in eine Toilettenkabine drängen wollte. Eine Mitarbeiterin einer anderen Galerie habe sich "wie ein Beutestück" gefühlt, als König sie an sich gezogen und auch festgehalten habe. Er habe seine Position missbraucht, sagt sie in der "Zeit", weil er gewusst habe, dass sie an einem so wichtigen Abend keine Szene machen würde. Mehrere Personen bezeugen, solch eine Szene beobachtet zu haben.

Viele der Frauen, die sich nun zu Wort melden, bleiben anonym, da sie nach eigenen Angaben Angst vor beruflichen Nachteilen in der Kunstszene haben. Eine der Frauen stellte anonym gegen König Strafanzeige, doch die Ermittlungen wurden schnell wieder eingestellt. Sie habe sich das nicht unter ihrem Namen getraut, weil König so viel mächtiger sei als sie, heißt es in dem "Zeit"-Artikel.

"Falsch und irreführend"

König bestreitet über seinen Anwalt alle Vorwürfe. Da die Namen der Frauen nicht offengelegt worden seien, sei es seinem Mandanten unmöglich, den Vorwürfen konkret zu begegnen. Und weil die Vorwürfe Jahre zurückliegen, hätten sie "keinerlei Aktualitätsbezug", heißt es in dem Schreiben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Johann König (41) ist einer der prominentesten deutschen Galeristen und gilt als Visionär und Systemsprenger in der Kunstwelt. Seit 2015 betreibt er seine erfolgreiche Galerie in der St.-Agnes-Kirche in Berlin-Kreuzberg, seit letztem Jahr bespielt er auch das Kleine Haus der Kunst von Martin Ho gegenüber der Wiener Secession. König ist mit der Kunsthistorikerin Lena König verheiratet und lebt in Berlin.

Ergänzender Nachtrag

Kurz nachdem die Anschuldigungen publik wurden, bezeichnete König die Berichterstattung der "Zeit" in einer schriftlichen Stellungnahme als "falsch und irreführend". Er sehe alte Gerüchte wiederholt und "neue unbelegt gestreut" und werde "gegen diese Verleumdung vorgehen". "Ich bin mir jedoch sicher, dass auch bei einem juristischen Erfolg der Schaden bleibt", so König. Die vorgeworfenen Handlungen hätten "definitiv nicht in der beschriebenen Form stattgefunden", sagt er in dem Statement. Falls er aber jemandem zu nahe gekommen sei, bedaure er das und wolle sich "in aller Form entschuldigen". (red, 1.9.2022)