Der Sparefroh animiert seit Generationen zum Sparen. Belohnt wird das kaum noch, der Zinsertrag ist dahingeschmolzen.

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Am Montag öffnen die Banken wieder ihre Türen und bitten Sparer bereitwillig in ihre Kassenhallen. Traditionell werden am Weltspartag Einlagen zur Bank gebracht, im Gegenzug erhalten Sparefrohs ein Geschenk. Von gefüllten Federpennalen für Kinder bis hin zu Tupper-Dosen oder Schraubenziehersets war über die Jahre viel dabei, um Alt und Jung das Sparen zusätzlich zu versüßen.

Auch in der fast ein Jahrzehnt dauernden Nullzinsphase in Europa hielten die Österreicher am Sparen fest. Die Einlagen privater Haushalte nahmen im Vorjahr um 10,9 Milliarden Euro (3,8 Prozent) auf 294,8 Milliarden Euro zu. Rechnet man hier Investments dazu, stieg das Geldvermögen der privaten Haushalte im September 2021 auf ein Rekordniveau von 827 Milliarden Euro.

Zuletzt ist dieses Geldvermögen – erstmals seit der Finanzkrise 2008 – wieder gesunken, auf 799 Milliarden Euro. Dazu haben vor allem Verluste am Aktienmarkt beigetragen. Aber die steigende Inflation und die hohen Energiepreise führen aktuell dazu, dass die Österreicher zuletzt weniger beiseitelegen konnten.

Auslaufmodell

Die Banken haben das Nullzinsumfeld dazu genutzt, das klassische Sparbuch mehr oder weniger auslaufen zu lassen. Neueröffnungen waren in den vergangenen Jahren nicht mehr bei jeder Bank möglich oder nur noch für Bestandskunden. Zu wenig lukrativ war das Produkt für die Institute geworden. Doch die Europäische Zentralbank hat die Zinswende eingeleitet. Dreimal wurden heuer die Zinsen bereits angehoben und stehen aktuell bei zwei Prozent. Während Kreditnehmer die Zinsaufschläge schon deutlich spüren, merken Sparer noch wenig.

Ein Blick in den Bankenrechner der Arbeiterkammer zeigt, dass bei Sparbüchern (täglich fällig bei laufender Einzahlungsmöglichkeit) noch immer eine große Null vor dem Komma steht. Mit einem Zinssatz von 0,375 Prozent bietet die Bank Burgenland in dieser Kategorie noch am meisten an. Wer einen Einmalerlag zwei Jahre fix bindet, bekommt bei der Hypo Oberösterreich 1,950 Prozent. Zweitbestes Angebot in dieser Kategorie stellt die Vakifbank mit 1,7 Prozent. Platz drei geht an die RLB OÖ mit 1,375 Prozent. Zwei Prozent – also zumindest die Höhe des aktuellen Leitzinses – erhält bei der Tiroler Sparkasse, wer sein Geld fünf Jahre bindet.

Reine Onlinebanken sind hier schon offensiver: 10.000 Euro auf drei Jahre fix gebunden bringen bei der aus Italien stammenden Banca Sistema immerhin 3,1 Prozent.

Weiter Weg

Weil aber die Inflation aktuell in Österreich bei 10,5 Prozent liegt, ist es noch ein sehr langer Weg, bis sich Sparen wirklich wieder lohnt. Selbst wenn die Inflation durch die Zinserhöhungen der EZB sinkt, wird es noch dauern, bis Sparer in Summe wieder profitieren. Das Sparbuch bleibt damit die Veranlagungsform mit der größten Geldentwertung.

Daher soll der Weltspartag heuer auch im Zeichen des Austauschs stehen. Über den Finanzstatus und Anlagemöglichkeiten zu sprechen, steht bei vielen Banken heuer im Vordergrund des 1924 erfundenen Weltspartags. Eingeführt wurde dieser Tag von der Weltvereinigung der Sparkassen. Die Wichtigkeit des Sparens für den Einzelnen und für die Volkswirtschaft sollte damit ins Bewusstsein gerückt werden. Erreichen wollte man auch, dass die Menschen dem Geld wieder vertrauen, denn dieses wurde im Zuge der Währungsreform 1923 erschüttert.

Heute ist es ähnlich: Die hohe Inflation lässt die Kaufkraft des Euro sinken, Pläne zum digitalen Euro bereiten Sorgen. Zumindest helfen Marmeladen, Kalender oder Pixi-Bücher über das Spardilemma hinweg. (Bettina Pfluger, 31.10.2022)