Elon Musk fällt erneut mit einem fragwürdigen Posting auf.

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"Es besteht die winzige Möglichkeit, dass hinter dieser Geschichte mehr steckt, als man meinen könnte", schrieb Elon Musk am Sonntag auf Twitter – und zwar als Antwort an Hillary Clinton. Diese hatte sich zum Angriff auf Paul Pelosi, also dem Ehemann der US-Demokratin Nancy Pelosi, geäußert. Darunter verlinkte der Tesla-Chef einen Artikel der Nachrichtenseite "Santa Monica Observer". In diesem wurde die Falschmeldung verbreitet, dass Pelosi zum Zeitpunkt des Überfalls betrunken gewesen sei und mit einem männlichen Prostituierten gestritten habe.

In Wirklichkeit ist mittlerweile der Name des Angreifers bekannt, aber auch, dass er sich in der Verschwörungsszene bewegte, gegen transidente Menschen und Feminismus wetterte, antisemitische Postings im Internet absetzte und Joe Bidens Wahlsieg als US-Präsident anzweifelte. DER STANDARD berichtete. Seine Antwort an Clinton hat Musk mittlerweile gelöscht, sie kann unter diesem Link aber weiterhin angesehen werden.

Kein unbekannter Akteur

Neu scheint es nicht zu sein, dass der "Santa Monica Observer" Fake News verbreitet. Um nur eines von vielen Beispielen zu nennen: 2016 soll die Zeitung laut den "Los Angeles Times" behauptet haben, Clinton sei verstorben und gegen eine Doppelgängerin ausgetauscht worden, um an einer Debatte mit dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump teilzunehmen.

Warum Elon Musk den Link in der Zwischenzeit gelöscht hat, ist unklar. Die von seinem Posting angestoßene Berichterstattung ließ er allerdings nicht unkommentiert. So teilte er am Montag einen Screenshot eines "New York Times"-Artikels mit dem Titel "Elon Musk teilt in einem Tweet den Link zu einer Website, die dafür bekannt ist, Fake News zu veröffentlichen". Dazu schrieb dieser: "Das ist ein Fake – ich habe *keinen* Link zur 'New York Times' getwittert!" Eine Aussage, mit der er suggeriert, dass die "NYT" Desinformation verbreiten würde.

Chief Twit

Der Tesla-Chef hat Ende letzter Woche Nägel mit Köpfen gemacht, den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen und die halbe Chefetage samt CEO Parag Agrawal gefeuert. Er selbst bezeichnet sich seither als "Chief Twit" und ließ die Welt wissen: "Der Vogel ist frei." Schon im Frühjahr gab der Multimilliardär bekannt, aus dem Kurznachrichtendienst eine "Plattform der Redefreiheit" machen zu wollen und die Moderationsbemühungen zurückzuschrauben. Eine Ankündigung, die vor allem in konservativen, aber auch rechtsradikalen Kreisen für Freude sorgte.

Laut einer Untersuchung des Network Contagion Research Institute hatte seine Übernahme fast unmittelbaren Einfluss auf den öffentlichen Diskurs. Innerhalb der ersten zwölf Stunden soll demnach die Nutzung des N-Worts auf der Plattform um 500 Prozent gestiegen sein. Laut einem Bericht der "Washington Post" stieg auch die Zahl der frauenfeindlichen und Anti-LGBTQ-Botschaften rasant an.

Beruhigungsversuch

In einem Brief an Twitters Werbekunden schrieb Musk hingegen, dass Twitter kein "Ort des Grauens" werden dürfe und "warm und einladend für alle" sein solle. Außerdem gab er bekannt, einen Moderationsbeirat mit den "unterschiedlichsten Meinungen" einberufen zu wollen. Dieser soll bei schwerwiegenden Moderationsentscheidungen zusammentreten. (mick, 31.10.2022)