Hoffen auf Sadio Mane.

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Hamburg – Sadio Mane versucht es. Natürlich. Eine Weltmeisterschaft für sein Heimatland lässt sich der angeschlagene Anführer mit dem "Herz eines Löwen" nicht entgehen. Trotz seiner erst am Dienstag erlittenen Verletzung.

Der Star von Bayern München, im Senegal ein Volksheld, eine Marke wie andernorts CR7 oder RL9, gehört zum Aufgebot des Afrikameisters, das Nationaltrainer Aliou Cisse am Freitag bekanntgab. Ob Mane angesichts seiner Verletzung am rechten Wadenbeinköpfchen in Katar aber überhaupt auflaufen kann, ist ungewiss. Die verbleibenden Tage bis zum WM-Auftakt werden zum Wettlauf gegen die Zeit.

Man werde, sagte Cisse, "alles Notwendige tun, damit sich Sadio erholen kann". Es sei "wichtig, seine Verletzung weiterzuverfolgen und zu hoffen, dass es in zwei oder drei Wochen Fortschritte gibt. Aber wir sind wirklich optimistisch."

Klare Meinung aus München

Julian Nagelsmann warnte am Freitag dagegen vor Optimismus. "Es ist klar, dass der Senegal gern hätte, dass er spielt", sagte der Bayern-Trainer und kündigte eine "Nachkontrolle in zehn Tagen" an: "Wenn er Schmerzen hat, wird er nicht spielen können, auch wenn der Verband das gerne hätte."

Und so zittert ein ganzes Land, ob der 30 Jahre alte Kapitän und Angreifer im Lauf der Vorrunde mit Spielen gegen die Niederlande, Ecuador und Gastgeber Katar überhaupt noch zum Einsatz kommen kann.

Ein Mitwirken Manes ist für den Senegal elementar. Der Stürmer, der in 92 Länderspielen 33 Tore erzielt und 20 weitere vorbereitet hat, führte sein Team im Februar zunächst zum ersten Triumph beim Afrika-Cup überhaupt und dann im März zur WM. Da ist es kein Wunder, dass die Causa Mane im Senegal zuletzt sogar höchste Regierungskreise auf den Plan gerufen hatte. "Sadio, Herz eines Löwen! Mein ganzes Herz ist mit dir", schrieb der senegalesische Staatspräsident Macky Sall bei Twitter: "Gott, segne Dich!"

Wie Mane schleppen sich auch viele andere Stars mit Wehwehchen zum Wüstenturnier. Spieler wie Südkoreas Hoffnungsträger Heung-Min Son (Gesichtsoperation nach Bruch der Augenhöhle), Frankreichs Weltfußballer Karim Benzema (Oberschenkelprobleme) oder Belgiens Torjäger Romelu Lukaku (Oberschenkel) fehlten ihren Klubs zuletzt verletzungsbedingt – nur um ihre WM-Teilnahme irgendwie möglich zu machen.

Vorsicht

Damit die Liste der angeschlagenen Spieler nicht noch länger wird, steht das kommende Wochenende unter dem Motto: Bloß nichts riskieren! Wenn in den europäischen Top-Ligen die letzten Spiele vor der WM-Pause ausgetragen werden, sind viele in Gedanken längst in Katar.

"Ein Auge der Spieler liegt schon auf der Weltmeisterschaft", sagte Pep Guardiola, Teammanager von Manchester City – und sprach vor dem Ligaspiel gegen Brentford aus, was viele Fußballer gerade umtreibt. "Was passiert, wenn ich mich gegen Brentford verletze? Es wird keinen Einfluss darauf haben, ob ich am Ende die Premier League gewinne oder nicht. Ich werde die Weltmeisterschaft verpassen."

Die Terminhatz im Vorfeld der Weihnachts-WM hat schon einige prominente Opfer gefordert. Frankreich muss aufgrund von Verletzungen auf N'Golo Kante und Paul Pogba verzichten, die DFB-Auswahl auf Timo Werner, Brasilien etwa auf Philippe Coutinho. (sid, 11.11.2022)