Österreichs Steuereinnahmen sprudeln. Das zeigt ein Blick auf eine neue Erhebung des marktliberalen Thinktanks Agenda Austria auf Basis von Zahlen des Finanzministeriums. Darin werden die Steuereinnahmen des Jahres 2019 mit den aktuellen von 2022 verglichen. Warum ausgerechnet 2019? Es war das letzte normale Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie samt ihren schweren wirtschaftlichen Verwerfungen.

Es zeigt sich: Heute fließt bei allen bedeutenden Steuern viel mehr Geld an den Staat als noch 2019.

Große Brocken Umsatzsteuer und Lohnsteuer

Bei der Umsatzsteuer etwa, die auf Waren und Dienstleistungen fällig wird, hat sich das Aufkommen um 16,4 Prozent erhöht, von 22,6 auf 26,3 Milliarden Euro. Nicht weit darunter der Zuwachs bei der Lohnsteuer. Hier wuchsen die Einnahmen um 10,4 Prozent. Lohn- und Umsatzsteuer bilden die großen Brocken im österreichischen Steueraufkommen, für das sie zu rund zwei Drittel verantwortlich sind.

Andere Steuern bringen zwar vergleichsweise wenig ein – umso beachtlicher jedoch fallen die Zuwächse seit 2019 aus. Die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer etwa – sie beträgt 25 Prozent auf Unternehmensgewinne – wuchsen um ganze 43,5 Prozent, auf neun Milliarden Euro. Bei der Kapitalertragsteuer – 25 Prozent auf Zinsen bei Spareinlagen, 27,5 Prozent auf Erträge von Wertpapieren – ging es gar um 56,9 Prozent nach oben.

Inflation und Post-Corona-Boom

Wie kommt es zu all den Zuwächsen? Die Gründe sind im Detail vielschichtig, haben insgesamt aber viel mit der Inflation und jenem Wirtschaftsboom zu tun, der auf die Pandemie folgte.

Bei der Umsatzsteuer etwa hat die Inflation Waren teurer gemacht – entsprechend höher auch die Steuer, die auf die Preise dieser Waren draufgeschlagen wird.

Etwas komplexer ist die Situation bei der Lohnsteuer: Mit Lohnerhöhungen, als automatisch höhere Lohnsteuern mit sich bringen würden, lässt sich der Zuwachs nicht erklären – noch nicht. Denn solche Erhöhungen stehen dem Land erst bevor; gerade fordern die Gewerkschaften infolge der Inflation höhere Löhne von den Arbeitgebern. Daher spielt bei der Lohnsteuer vielmehr der Post-Corona-Boom eine wichtige Rolle, erklärt Agenda-Austria-Ökonom Marcell Göttert: Er führt zu mehr Beschäftigung – und demnach höheren Lohnsteuern.

Viele Ersparnisse bringen hohe Steuern

Bleiben die kleineren Steuern. Die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer lassen auf durchaus gute Gewinne von Unternehmen schließen. Jene aus der Kapitalertragsteuer wiederum rühren daher, dass die Menschen in Österreich während der Pandemie wenig Geld ausgegeben, sondern gespart haben – und auf ebendiese Ersparnisse wird die Steuer fällig.

Übrigens geht es sich derzeit, trotz der ausnehmend guten Einnahmen, für Österreich finanziell nicht aus. Das Budget 2022 sieht ein Defizit von 12,6 Milliarden Euro vor. Den sprudelnden Einnahmen stehen nämlich weitaus stärker sprudelnde Ausgaben gegenüber – zum Gutteil in Form von Hilfen gegen die Energiekrise. (Joseph Gepp, 16.11.2022)