Das Space Team von der TU Wien mit seiner Flüssigtreibstoffrakete.

Foto: Max Gruber, TU Wien Space Team

Am Mittwoch ist die Nasa-Rakete SLS mit dem Orion-Raumschiff in Richtung Mond aufgebrochen. Studenten des Space Teams der Technischen Universität (TU) Wien arbeiten an ähnlichen Projekten, allerdings naturgemäß in deutlich kleineren Dimensionen. Nun ist den Jungforscherinnen und -forschern als erste universitäre Crew Europas bei der "European Rocketry Challenge" (EuRoC) in Portugal der Start einer Kleinrakete mit Flüssigtreibstofftriebwerk gelungen.

Effizienter und besser regulierbar

Vom Prinzip her handelt es sich bei dieser Art des Antriebs um die gleiche, wie sie auch die Nasa, ihr europäisches Pendant, die Esa, oder die US-Weltraumfirma SpaceX einsetzen. Die von den Studenten-Teams verwendeten kleineren Raketen werden normalerweise von den einfacher zu handhabenden Festbrennstoffen angetrieben. Der Vorteil der Flüssigtriebwerke liege aber in ihrer höheren Effizienz, der besseren Regulierbarkeit und der Wiederverwendbarkeit der Triebwerke, heißt es seitens der TU Wien.

Seit Jahren verfolge das Team daher das Ziel, eine solche Rakete zu entwickeln. Dafür wurde ein eigener Prüfstand zur Triebwerksentwicklung eingerichtet. Wie auch bei großen Raketenprojekten verzeichnete man auf dem Weg zur Umsetzung diverse Schwierigkeiten, die in einer unsanften Landung der rund zwei Meter hohen Rakete beim einzigen größeren Test im Juni auf einem Modellflugplatz gipfelten.

Bis in 2.200 Metern Höhe

Wie auch bei Artemis 1 und ähnlichen Missionen habe das Wetter zu den quasi obligatorischen Startverschiebungen geführt. Durch "extrem harte Arbeit" konnte man am 16. Oktober in Portugal dann aber das Flüssigtriebwerk zünden – für sechs Sekunden, die für eine Flughöhe von 2.200 Metern ausreichten.

"Am Gipfelpunkt wurde die Spitze abgetrennt, ein Fallschirm wurde ausgeworfen und die Rakete kehrte zur Erde zurück. In 250 Metern Höhe wurde der größere Hauptfallschirm ausgeworfen, und so gelang plangemäß eine sanfte Landung", so die Uni über den "ersten Flüssigraketenflug mit erfolgreicher Bergung der Rakete, der je einem europäischen Studierendenteam gelungen ist".

Die Wiener Wissenschafter wollen ihre Erfahrungen nun weitergeben. Sie werden die kompletten Konstruktionspläne, die eigens programmierte Software und die Messdaten frei zugänglich veröffentlichen. (red, APA, 17.11.2022)