Österreich konnte seine Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland stark verringern.

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Wien – Österreich hat seine Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen innerhalb weniger Monate auf nur noch 21 Prozent (Stand September) senken können. Laut Berechnungen der E-Control betrug der Importanteil von russischem Gas zu Kriegsbeginn im Februar noch 79 Prozent, geht aus einer Aussendung des Klimaschutzministeriums hervor.

"Großer Schritt aus Abhängigkeit"

Österreich ist es demnach gelungen, die Gaslieferungen aus Russland zu ersetzen. So hat die Republik Leitungskapazitäten von 40 Terawattstunden (TWh) nach Deutschland und Italien gebucht. Damit konnte sie Gas aus Norwegen sowie Flüssiggas sowie zu einem geringen Teil Gas aus Nordafrika und Zentralasien beziehen.

"Wir haben einen großen Schritt aus der Abhängigkeit von russischem Gas gemacht. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mitgeholfen haben, das zu ermöglichen – bei den Energieversorgern, die sich um neue Lieferländer bemüht haben und bei allen Menschen, die zu Hause Energie einsparen", erklärte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). "Wir sind noch nicht am Ende des Weges angekommen, wirklich frei sind wir erst, wenn wir ganz auf russisches Gas verzichten können. Daran arbeiten wir jeden Tag unter Hochdruck." Das Klimaschutzministerium verweist auf www.energie.gv.at mit umfangreichen Informationen zum Thema Energie, die monatlich aktualisiert werden.

Zehn Prozent weniger Gas verbraucht als in letzten Jahren

In den Monaten September, Oktober und November ist in Österreich heuer durchschnittlich um rund zehn Prozent weniger Gas verbraucht worden als in den Jahren 2019 bis 2021. "Wir haben über die Witterung hinaus Einsparungen beobachtet, von Haushalten und von der Industrie", sagte Johannes Schmidt von der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) bei einem Pressegespräch der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Gleichzeitig sei die Stromproduktion aus Gas so hoch wie in den letzten drei Jahren nicht.

Wir sind grundsätzlich für den Winter in einer guten Ausgangslage", sagte Schmidt. Die Speicher seien sehr gut gefüllt, so gut wie fast nie zuvor. "Seit Samstag leeren sich die Gasspeicher in Europa jetzt", und damit relativ spät im Jahr. "Wir haben Glück gehabt mit der Witterung, es war warm". Auch über die Witterung hinaus habe man aber Einsparungen beim Gasverbrauch beobachtet.

Viele Einsparungen aus Industrie

Hier sei die Datenlage in Deutschland besser, dort verzeichnen Forscherinnen und Forscher Einsparungserfolge von zehn bis 20 Prozent. Das Modell sei in Österreich nachgebaut worden, hierzulande müssten aber einige Zahlen geschätzt werden, etwa weil nicht ganz klar sei, wer welches Gas verbrauche. "Da sehen wir, dass wir witterungsbereinigt im September und Oktober durchaus zehn bis 15 Prozent eingespart haben", im November sei die Einsparung aber auf fünf Prozent zurückgegangen.

"Wir gehen davon aus, das viele dieser Einsparungen aus der Industrie kommen", so Schmidt. Gleichzeitig seien die Einsparungserfolge im November auch deshalb zurückgegangen, weil der Gaspreis am Spotmarkt gesunken sei und jene Industrien, die dort kaufen, ihren Verbrauch entsprechend wieder erhöht hätten. Auch im Juli und August sei bereits Gas eingespart worden, hier vor allem von der Industrie. Im Gesamtjahr sei in Österreich heuer bisher um fünf Prozent weniger Gas verbraucht worden als in den Vergleichszeiträumen von 2015 bis 2021. (APA, 21.11.2022)