Den letzten mehrtägigen Eisenbahnerstreik gab es 2003.

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Wien – Das hat das dank Sozialpartnerschaft streikarme Österreich schon lange nicht mehr erlebt. Gleich am Montag um 0 Uhr kommt es zu einem landesweiten ganztägigen Ausstand der Eisenbahner. Einen Warnstreik veranstalten auch die Bierbrauer am Montag. Beide Branchen haben gemein, dass die dortigen KV-Verhandlungen stocken. Dasselbe gilt für den Handel – hier drohen Streiks am Freitag und Samstag.

Beim Feilschen um den Handels-KV geht es um höhere Gehälter für rund 430.000 Angestellte und Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel. Am Dienstag könnte es nochmals Gespräche geben, die Streiks abwenden könnten, doch der Termin ist noch nicht fix. Ein GPA-Sprecher sagte am Sonntagnachmittag der Nachrichtenagentur APA, dass es in mehr als 300 Unternehmen Streikbeschlüsse aus dortigen Betriebsversammlungen gibt. Darunter sind große Handelsketten – auch aus der Lebensmittelbranche –, Textilketten, Großhändler und Baumärkte. Wo es keinen Betriebsrat gibt, gibt es auch keine entsprechenden Beschlüsse, also drohen auch keine Streiks.

Stockende Gespräche

Bei den Verhandlungen für 50.000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner von 65 Unternehmen blieb indes die fünfte Verhandlungsrunde am Sonntag ergebnislos. Bei den Arbeitgebern herrschte "Schockstarre", nachdem die Gewerkschaft das ihren Angaben zufolge bisher beste Angebot der laufenden Herbstlohnrunde ausgeschlagen hatte. Die Gewerkschaft warf wiederum den Arbeitgebern vor, am Streik schuld zu sein.

Dieser dauert am Montag von 0 bis 24 Uhr. Nur von den kommunalen Verkehrsbetrieben sind die meisten unterwegs. Dazu zählt die U-Bahn in Wien, nicht aber die S-Bahn. Postbusse fahren, Schienenersatzverkehr gibt es nicht – außer für den City-Airport-Train, der Wien mit dem Flughafen Wien-Schwechat verbindet.

Auch die Brauerinnen und Brauer legen am Montag die Arbeit nieder. Hier sind weitere Gespräche für 9. Dezember anberaumt. Bei den Eisenbahnern geht es frühestens ab Dienstag wieder darum, neue Termine für Gespräche zu finden, bei denen neue Anläufe zum Lösen der vertrackten Situation gesucht werden.

Allen Verhandlungen ist gemein, dass die Arbeitnehmer die gebotenen Lohnerhöhungen als zu niedrig ausschlagen und keine Einmalzahlungen akzeptieren. Die Arbeitgeberseite wirft den Gewerkschaften vor, in einer schwierigen Situation zu viel zu wollen. Die Arbeitnehmerseite wiederum weist auf die galoppierende Inflation hin – und dass die Menschen nun einmal genug verdienen müssten, um nicht unter die Räder zu kommen.

Einen mehrtägigen Eisenbahnerstreik gab es übrigens zuletzt 2003. Damals ging es um eine größere ÖBB-Reform unter der schwarz-blauen Regierung. (APA, 27.11.2022)