In letzter Zeit war immer wieder zu hören und lesen, dass Menschen nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen – mehr Life statt Work sozusagen. Und dann gibt es auch Menschen, die fast rund um die Uhr arbeiten: Workaholics. Sie sind allerdings gesellschaftlich äußerst akzeptiert, schließlich tragen sie zum Gemeinwohl bei, sind keine Faulpelze und sind oft auch erfolgreich.

Und Erfolg bedeutet Geld und Macht, was ein häufig angestrebtes Ziel in der Gesellschaft ist. Demnach kann viel zu arbeiten nicht ganz verkehrt sein. Aber es gibt eben auch die Kehrseite, nämlich wenn die Balance zwischen Arbeit und Freizeit nicht mehr stimmt und die Erwerbsarbeit schon beinahe zwanghaft und exzessiv ausgeübt wird und suchtähnliches Verhalten zu beobachten ist.

Bis spät in die Nacht wird gearbeitet. Ganz normal bei Ihnen?
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Arbeitssucht: Ein Symptom von Burnout

Auch wenn Menschen, die viel arbeiten, diese als sinnstiftend wahrnehmen, kann es dennoch ungesund sein beziehungsweise werden. So beschreibt eine Betroffene, dass sich die Arbeitssucht auch körperlich ausgewirkt hat. "Ich hatte mein ganzes Studium lang Gastritis, konnte zeitweise nicht mehr gut schlafen. Durch den Kaffee bin ich außerdem nervös. Einmal ist es mir wirklich nicht mehr gut gegangen – es war wohl eine Art Burnout –, und ich bin zu den Anonymen Arbeitssüchtigen gegangen."

Häufig kommt es bei Burnout-Betroffenen zuerst zu einer Arbeitssucht. Sind Menschen überlastet, wird das oft zunächst nicht erkannt, später wird diese Überlastung häufig mit einer völligen Zentrierung auf die Arbeit beantwortet, was körperliche Symptome und auch soziale Isolation nach sich ziehen kann.

Das Thema "Workaholic" wird vielfach nicht ernst genommen und eher lächerlich abgetan, aber laut Michael Musalek, ärztlicher Leiter des Anton-Proksch-Instituts, unterscheidet sich Arbeitssucht in ihren Auswirkungen nicht von der Abhängigkeit von Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Medikamenten. Es kommt zu Craving, Kontrollverlust, körperlicher und psychischer Abhängigkeit, Toleranzentwicklung und Entzugssyndromen. Demnach kann Arbeitssucht sowohl für Betroffene als auch für deren Umfeld zu einer enormen Belastung führen. Aber was heißt das tatsächlich im Alltag?

Sind oder waren Sie betroffen?

Wie hat sich die Arbeitssucht bei Ihnen oder bei Menschen in Ihrem Umfeld bemerkbar gemacht und ausgewirkt? Wie sieht Ihr (Arbeits-)Alltag aus? Und wie ist es, mit Arbeitssüchtigen zusammenzuarbeiten oder auch zu leben? Berichten Sie im Forum oder schreiben Sie einen kurzen (anonymen) Erfahrungsbericht per Mail an online.karriere@derstandard.at. (Judith Wohlgemuth, 15.12.2022)