Die Deutschförderklassen – ein Thema voller Missverständnisse. Oder: Wie man aus einer an sich guten Idee ein Politikum machen und sie damit ruinieren kann. Das zeigt eine Evaluierungsstudie, die das Bildungsministerium offenbar lieber geheim gehalten hätte. Demnach kann mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in diesen Klassen nicht genügend Deutsch, als dass sie dem Unterricht gut folgen könnten. Das gaben zumindest die rund 700 Schulleiterinnen und Schulleiter, die befragt wurden, zu Protokoll. Die Erfahrungen mit über 12.000 aus der Ukraine geflüchteten Kindern sind da noch nicht dabei.

Die Förderklassen waren ein Prestigeprojekt der türkis-blauen Regierung. Sie waren von Beginn an umstritten, weil Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen in eigens geschaffenen Klassen versammelt werden sollten. Heftig wurde gestritten, ob das Integration eher fördert oder bremst. Offenbar zu wenig wurde überlegt, wie man ein solches Mammutprojekt überhaupt stemmen kann – ob es genügend Lehrpersonal gibt, um jedes Kind dort abzuholen, wo es mit seinen Deutschkenntnissen steht. Das wäre freilich die wichtigste Frage gewesen.

Was wird das Ministerium nun mit dem vernichtenden Zeugnis machen? Wie wär’s damit: einmal wesentliche Bildungsfragen nicht mit parteipolitisch-ideologischer Brille entscheiden – sondern danach, was Kinder tatsächlich brauchen. Das wäre dann fast ein Weihnachtswunder. (Petra Stuiber, 5.12.2022)