Laut OMV-Chef Stern finden im Unternehmen bereits Vorbereitungen für die Energiesicherheit im Winter 2023/24 statt.

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Wien – Der Chef des teilstaatlichen Energiekonzerns OMV, Alfred Stern, schlägt vor, die OMV-Gashandelstochter OGMT (OMV Gas Marketing & Trading) ganz zu verstaatlichen. "Die OMV kann nicht ganz Österreich abdecken und hat keinen Versorgungsauftrag", argumentiert Stern im "Kurier" vom Dienstag. "Dafür braucht es eine nationale Gashandelsfirma, die alle Marktaktivitäten bündelt." Indes bereite sich der Konzern schon intensiv auf den nächsten Winter 2023/24 vor, betont der Manager.

Stern gab sich zuversichtlich, dass die OMV wie vor dem aktuellen Winter 2022/23 auch in einem Jahr wieder auf ein Volumen von 80 Terawattstunden (TWh) Gas zugreifen kann – die aus der eigenen OMV-Produktion in Norwegen kommen, aus zusätzlichen Gaslieferverträgen mit Norwegen und Italien sowie über das LNG-Terminal in Rotterdam, an dem die OMV beteiligt ist.

ÖBAG hält Verstaatlichung für "eine Möglichkeit"

Die österreichische Staatsholding Öbag prüft derzeit gemeinsam mit dem Unternehmensberater McKinsey im Auftrag des Finanzministeriums die verschiedenen Möglichkeiten zur mittel- bis langfristigen Sicherung der Gasversorgung des Landes. "Eine Übernahme der Verantwortung durch die Republik ist dabei auch eine der theoretischen Möglichkeiten, die analysiert wird", sagte Öbag-Sprecher Michael Mauritz am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur "Reuters".

Zu Details könne die Staatsholding, die unter anderem 31 Prozent am Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV und 51 Prozent am Stromkonzern Verbund hält, aufgrund der Sensibilität des Themas keine Auskunft geben, hieß es.

45 Prozent Marktanteil

"Wir bereiten uns bereits auf den nächsten Winter vor. Es bedarf vieler verschiedener Aktivitäten, um über den Winter zu kommen", sagte OMV-Chef Stern dem "Kurier". "Die große Unsicherheit sind aber die Transportkapazitäten nach Österreich, diese müssen sichergestellt werden." Auktionen für die Pipelinekapazitäten für den Winter 2023/24 finden im Sommer 2023 statt. "Unsere Vorbereitungen für die nächsten Auktionen laufen schon", so der OMV-Chef.

Die OMV tue enorm viel für die Versorgung. Sie habe aber nur 45 Prozent Marktanteil und könne aus wettbewerbs- beziehungsweise aktienrechtlichen Gründen als teilstaatliches Unternehmen auch nicht darüber hinaus gehen, so Stern im "Kurier". Die OMV könne nicht ganz Österreich abdecken und habe keinen Versorgungsauftrag. "Dafür braucht es eine nationale Gashandelsfirma, die alle Marktaktivitäten bündelt", wird Stern zitiert. Und dafür wäre die OGMT mit ihrer Expertise und Kompetenz eine gute Basis. Das Unternehmen vermarktet das OMV-eigene Gas aus Norwegen und Österreich und beliefert die Kunden des Konzerns.

Operativer Verlust von 223 Millionen

Die OGMT verkaufte im Vorjahr 156 TWh Gas und machte laut der Zeitung einen geringen Gewinn. Reuters schrieb am Montagabend von einem operativen Verlust in der Höhe von 223 Millionen Euro, den der unter dem Namen Gas Marketing Westeuropa geführte Bereich vor Sondereffekten in den ersten neun Monaten heuer verzeichnet habe.

Über die OGMT laufen laut der Tageszeitung auch die langfristigen Verträge mit der russischen Gazprom. Ob die Republik diese übernehmen soll, ist laut Stern eine Frage der Ausgestaltung. Die Gazprom-Verträge seien "ein besonderes Thema". Schenken könne man der Republik die OGMT nicht. "Das muss ordentlich abgearbeitet werden." (APA, red, 6.12.2022)