Spurensuche in Illerkirchberg: Die Mädchen waren am Morgen auf dem Weg zur Schule, als sie angegriffen wurden.

Foto: dpa / Ralf Zwiebler

Am Ort der Tat haben Menschen Kerzen angezündet, Blumen und auch einen Teddybären abgelegt. Warum eine 14-Jährige am Tag zuvor sterben musste und ein 13-jähriges Mädchen verletzt wurde, war am Dienstag noch nicht geklärt.

Die Hintergründe der Tat, insbesondere die Motivlage, seien bis zur Stunde unklar, erklärte Thomas Strobl (CDU), der Innenminister von Baden-Württemberg, bei einem Besuch in Illerkirchberg: "Ich möchte an dieser Stelle freilich sehr deutlich sagen: Wir haben keinerlei Erkenntnisse auf eine politische oder religiöse Motivation dieser Straftat."

Verhaftet worden ist ein 27-jähriger Asylbewerber aus Eritrea. Er wird verdächtigt, am Montag zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und mit einem Messer schwer verletzt zu haben. Eines der Opfer, ein 14-jähriges Mädchen, starb später in der Klinik. Die 13-Jährige wurde verletzt.

Unbeschriebenes Blatt

"Wir wissen nicht, was ihn bewogen hat, diese schreckliche Tat zu begehen. Vermutungen bringen nichts", sagte auch der Polizeipräsident von Ulm, Bernhard Weber, zur Bild-Zeitung. Der mutmaßliche Täter habe "keine Vorstrafen", sei bisher ein "unbeschriebenes Blatt".

Der Mann war am Montag in einer Unterkunft für Asylbewerber verhaftet und, weil er – vermutlich durch ein Messer verursachte – Verletzungen aufwies, ins Krankenhaus gebracht worden.

Die Staatsanwaltschaft prüfte am Dienstag, ob Haftbefehl gegen ihn beantragt wird und ob es Anhaltspunkte für verminderte oder ausgeschlossene Schuldfähigkeit gibt, was eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik nach sich ziehen könnte. In einer Mitteilung bat die Polizei darum, "keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylwerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten".

Laut Polizeipräsident Weber hat der Verdächtige einen Aufenthaltstitel, hält sich also berechtigt in Deutschland auf. Er wurde im Rahmen der Anschlussunterbringung im Gemeindehaus untergebracht. Es bestehe kein Grund, sich zu fürchten und Kinder nicht in die Schule zu schicken. "Ich gehe davon aus, dass es eine Einzeltat war, eine Ad-hoc-Tat", so Weber.

Versuchter Mord

Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm beruft sich der Verdächtige auf sein Aussageverweigerungsrecht. Er sei den Behörden bislang nie durch Gewaltdelikte aufgefallen. Der Mann aus Eritrea sei lediglich einmal als Schwarzfahrer erwischt worden und sonst nicht polizeibekannt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist die 13-Jährige so schwer verletzt worden, dass in ihrem Fall auch der Verdacht des versuchten Mordes im Raum stehe. "Wir werden diese schlimme Tat restlos aufklären", kündigte Innenminister Strobl an und sagte: "Diese Tat rührt uns zutiefst, wenn das Leben eines unschuldigen Kindes so brutal ausgelöscht wird."

Ruhe bewahren

Strobl appellierte außerdem, Ruhe zu bewahren: "Ich kann nur warnen, irgendwelche Zusammenhänge aufzustellen, bevor überhaupt die Tat aufgeklärt ist."

Kritik dazu kam von der Vorsitzenden der AfD, Alice Weidel: "Die routiniert abgespulten Floskeln von Politikern der Regierungsparteien nach der Bluttat von Illerkirchberg sind ein Hohn für alle Bürger, die zu Recht um Leib und Leben ihrer Kinder und Familien fürchten."

Von Landesinnenminister Strobl und von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) fordert sie: "Schicken Sie abgelehnte Asylbewerber, illegale Migranten, kriminelle Zuwanderer und Gefährder konsequent, umgehend und ohne Ausnahme in ihre Herkunftsländer zurück."(Birgit Baumann aus Berlin, 6.12.2022)