Gottfried Helnwein solidarisiert sich mit den Protesten im Iran. Sein Plakat "My Sister" richtet sich gegen Gewalt an Mädchen.

Foto: Gottfried Helnwein

Die seit Wochen nicht abebbenden Proteste im Iran für die Selbstbestimmung von Frauen und demokratische Reformen bringen das herrschende Regime immer mehr unter Druck. In westlichen Ländern solidarisieren sich viele Exiliranerinnen und Exiliraner, aber auch Kunstschaffende mit den Protesten. In Wien möchte nun Gottfried Helnwein seiner Unterstützung Ausdruck verleihen.

Ab sofort sollen, zunächst auf dem Stephansplatz, in der Folge aber auch an anderen Orten in Wien, großformatige Plakate mit von ihm geschaffenen Motiven affichiert werden. Das erste zeigt ein blutbeflecktes junges Mädchen mit dem Schriftzug "My Sister" – für Helnwein ein Verweis darauf, dass die Öffentlichkeit auch hierzulande nicht wegschauen, sondern Gewalt gegen Frauen und Mädchen überall auf der Welt so entschieden entgegentreten soll, als ginge es um die eigene Schwester.

Initiiert wurde das Projekt von österreichischen Exiliranerinnen, die die internationale Kampagne "Woman – Life – Freedom", im Zuge derer sich Frauen aus Protest beispielsweise medienwirksam Haare abschnitten, für Österreich adaptierten. Unter anderen die Wiener NGO Women without borders und die people share Stiftung sind daran beteiligt. Für die Motive wurden Kinder und Jugendliche mit iranischem Migrationshintergrund abgelichtet.

Kritik durch Provokation

Das Plakat wird zunächst prominent am Stephansplatz auf einer Werbetafel am eingerüsteten Dom platziert, wo es bis 6. 1. hängen soll. Danach ist mit einem anderen Motiv ein weiterer Plakatierungsort am Hoxton Hotel im dritten Wiener Gemeindebezirk geplant. Und schließlich soll auch im Museumsquartier ein Werk angebracht werden – der genaue Ort und das Motiv sind noch nicht bekannt.

Helnwein hat in der Vergangenheit immer wieder mit drastischen Darstellungen zum Thema Gewalt, die er als gegen ebenjene gerichtet verstanden wissen will, für Diskussionen gesorgt. Er selbst sieht in der Erregung über seine Arbeiten Scheinheiligkeit am Werk, da sich die Empörung über die alltäglich stattfindende Waffengewalt in den USA und in Krisenherden in aller Welt oft in Grenzen hält.

Zuletzt hatte Helnwein im Jahr 2018 den Wiener Ringturm mit einem Motiv verhüllt, das ein kleines Mädchen mit Maschinenpistole im Anschlag und dem Schriftzug "I saw this" ("Ich sah dies") zeigte. Die Ringturmverhüllung war Inspiration für die jetzige Plakatkampagne. Eine weitere Aktion zum Thema ist von der Wiener Künstlerin Soli Kiani in der Albertina Modern geplant. (Stefan Weiss, 13.12.2022)