Ein edles Gewand für WM-Siegerehrungen und andere Feiern: der Bischt.

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Ja bist du ...! Jetzt hängen sie dem Lionel Messi auch noch ihr Gewand um! Muss das denn wirklich sein?

Solche Gedanken kamen vielen, die nach dem Fußball-WM-Endspiel sahen, wie der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, und Fifa-Präsident Gianni Infantino dem argentinischen Superstar und Kapitän noch vor der Pokalübergabe in einen transparenten Mantel halfen. Die Bilder vom so doch einigermaßen verhüllten Teamtrikot sorgten auch, aber nicht nur in Argentinien für Verwunderung bis Verärgerung. Der argentinische Ex-Internationale Pablo Zabaleta kommentierte in der BBC: "Warum nur, warum? Es gab keinen Grund, das zu machen."

Ja Bischt du! Genau so, Bischt, heißt dieser Umhang. Es handelt sich um ein edles, traditionelles, vorne offenes Übergewand für hochrangige, jedenfalls wichtige Männer, das im arabischen Raum bei feierlichen Anlässen getragen wird – in Katar etwa am Nationalfeiertag. Der Bischt ist meistens schwarz, manchmal auch braun oder beige, oft aus Schafwolle oder Kamelhaar hergestellt, er reicht fast bis zum Boden. Material und Muster können auf den sozialen Status oder eine Stammeszugehörigkeit des Trägers hinweisen.

Im Fall von Messi war und ist der Status klar. Bester Fußballer der Welt, jetzt auch Weltmeister, endlich auf einer Stufe mit Diego Maradona, der Argentinien 1986 zum Titel führte. Kundige meinen, der Emir und das Gastgeberland haben es gut gemeint, haben Messi Respekt bezeugen wollen. Und nur nicht überlegt oder einfach nicht für wichtig erachtet, wie die Geste da und dort ankommen würde.

Wer zahlt, schafft an. Auch das mussten sich viele bei der Siegerehrung denken. Messi steht wie Kylian Mbappé im Solde Katars, das ihren Verein Paris Saint-Germain finanziert. Dort streift Messi dem Vernehmen nach knapp 40 Millionen Euro jährlich ein, Mbappé noch viel mehr.

Der Bischt war die letzte einer Reihe von Verwirrungen im WM-Verlauf. Katar macht kein Hehl aus seinem Reichtum. Mit ihm und erwiesenermaßen unlauteren Mitteln hat sich der Ölstaat die WM – ein Irrwitz insbesondere angesichts des Klimawandels – erst gesichert. Der nächste Wahnsinn könnte folgen, wenn sich Katar um Olympische Sommerspiele bewirbt. Ob bei der Vergabe dann wieder der Mantel des Schweigens ausgepackt werden kann? Die Frage sollte wichtiger sein als ein merkwürdiger Siegerehrungspart. (Fritz Neumann, 19.12.2022)