Der Ausbau des Stromnetzes hat laut APG-Vorstand Thomas Karall oberste Priorität.

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APA – Österreich hat im November erneut weniger Strom verbraucht als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Mit 4.898 Gigawattstunden (GWh) lag der Bedarf um vier Prozent unter dem November-Durchschnitt der vergangen fünf Jahre, teilte der Übertragungsnetzbetreiber APG (Austrian Power Grid) am Montag mit. Bereits im Oktober hatte sich eine Einsparung von fünf Prozent ergeben. Gegenüber Oktober sei der Stromverbrauch dennoch um zehn Prozent gestiegen.

Das sei allerdings eine typische Entwicklung, "die Temperaturen sinken, und der Stromverbrauch steigt. Dies ist eine Tendenz, die wir jedes Jahr im Winter mitverfolgen können", sagte der technische Vorstand der APG, Gerhard Christiner, laut Aussendung. Vor diesem Hintergrund sei die Einsparung um vier Prozent besonders erfreulich. "Um gut durch den Winter zu kommen, muss Stromsparen jedoch weiterhin das Gebot der Stunde bleiben. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, hilft, einer möglichen Strommangellage wirksam vorzubeugen", so der APG-Vorstand.

Österreich stark von Stromimport abhängig

Im November deckte die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie nur rund 53 Prozent des gesamten heimischen Strombedarfs ab. Die Produktion aus Wasserkraft sei dabei besonders stark zurückgegangen. Österreich sei damit auch im November stark von Stromimporten aus dem Ausland abhängig gewesen.

Der steigende Stromverbrauch in den kalten Monaten mache auch die fehlende Netzkapazität wieder deutlicher. Der Zuwachs der erneuerbaren Energien und ihre vermehrte Integration sowie die zunehmende Elektrifizierung, etwa im Verkehr und in der Industrie, ließen die Anforderungen an das Stromnetz laufend steigen, so die APG. Um Engpässe zu vermeiden, seien regelmäßig sogenannte Redispatch-Maßnahmen notwendig. Dabei werde hohen Leistungsbelastungen durch gezielte Eingriffe in den Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken, also etwa Gas- oder Wasserkraftwerken, entgegengesteuert.

Im November waren solche Maßnahmen an 25 Tagen notwendig, im Oktober hatte es an 13 Tagen Eingriffe gegeben. "Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss", sagte der kaufmännische Vorstand der APG, Thomas Karall. Mit Ende November hätten sich diese Kosten heuer bereits auf 84 Millionen Euro summiert. Ein leistungsstarkes Stromnetz würde den Redispatch-Bedarf verringern, der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur habe daher oberste Priorität, so der Vorstand. (APA, 19.12.2022)