Sam Bankman-Fried bei seiner Verhaftung in der Vorwoche auf den Bahamas.

Foto: Dante Carrer, Reuters

Er muss sich nicht nur wegen des Verdachts des milliardenschweren Betrugs mit Kryptowährung bald vor Gericht verantworten und ist der prominenteste Häftling im rattenverseuchten Fox Hill Prison auf den Bahamas, nein, Sam Bankman-Fried ist auch ein großer Fan des Computerspiels "League of Legends". Bankman-Fried soll das Spiel sogar während wichtiger Business-Meetings mit Investoren gezockt haben, wie er selbst betont. Seine Liebe zu dem Spiel ging sogar so weit, dass er über seine Kryptobörse FTX einen millionenschweren Sponsoringvertrag mit Entwickler Riot Games abschloss. Letztere wollen nun aber nicht mehr mit dem Kryptodesaster in Verbindung gebracht werden, weil man einen weitern Imageschaden verhindern will.

Ein eigentlich hinfälliger Deal

Wie Bloggerin Molly White auf "Web3 Is Going Just Great" berichtet, sollte der Sponsoringvertrag aus dem Jahr 2021 sieben Jahre laufen und FTX "erhebliche" Zahlungen an Riot Games leisten. Im Jahr 2022 sollte die Kryptobörse 12,5 Millionen US-Dollar überweisen, 2023 sollte die Summe auf rund 12,9 Millionen Dollar steigen. Ausgezahlt wurden tatsächlich aber nur 6,25 Millionen Dollar. Darüber hinaus besteht auch kaum noch eine Chance, dass Riot Games je einen weiteren Cent von der Kryptobörse sehen wird. Mit dem Untergang von FTX dürfte also jedem klar sein: Der Deal ist Geschichte.

Doch Riot geht einen Schritt weiter und will den Deal nun vor Gericht für nichtig erklären lassen. Die Spieleschmiede aus Los Angeles will sicherstellen, dass sie nie wieder in Zusammenhang mit dem Desaster um FTX genannt wird. "Es gibt einfach keine Möglichkeit für FTX, den Rufschaden zu heilen, der Riot als Ergebnis des öffentlichkeitswirksamen Verrufs zugefügt wurde, der durch das Debakel vor dem Konkursantrag von FTX entstanden ist. FTX kann die Uhr nicht zurückdrehen und den Schaden rückgängig machen, der Riot nach seinem Zusammenbruch zugefügt wurde", heißt es in der Klage.

Der plötzliche ungeliebte Fan

Offenbar will man bei Riot Games weiteren Schaden vermeiden und beklagt sich über das Verhalten von Bankman-Fried, der gerne öffentlichkeitswirksam seine Leidenschaft für "League of Legends" bekundete.

"Medien und Twitter-Kommentatoren verbreiteten Bilder von Mr. Bankman-Fried beim Spielen von 'League of Legends' – dem Spiel von Riot Games – zur gleichen Zeit, als FTX abstürzte. Mr. Bankman Fried ist berühmt für seine Affinität zu dem Spiel. Unter Investoren ist er dafür bekannt, bei Meetings 'League of Legends' zu spielen. Er gab auf Twitter zu, dass er viel mehr 'League of Legends' gespielt hat, als man von jemandem erwarten würde, der routinemäßig Schlaf gegen Arbeit eintauscht", betont man bei Riot Games.

Tatsächlich war das Spielverhalten und das Ranking von Bankman-Fried in dem populären E-Sport-Game Thema – sogar Elon Musk kommentierte die "League of Legends"-Fähigkeiten von Bankman-Fried, bezeichnete ihn aber als schlechten Spieler. Auch die US-Kongressabgeordnete und "League of Legends"-Spielerin Alexandria Ocasio-Cortez machte sich über den Rang von Bankman-Fried im Spiel lustig.

Die Angst vor einer weiteren Rufschädigung durch die Pleite von FTX dürfte für Riot Games aber nur ein Aspekt sein, warum man so dringend einen eigentlich hinfällig gewordenen Sponsoringvertrag kündigen möchte. Wie White berichtet, darf Riot keine weiteren Sponsoringverträge von Kryptounternehmen annehmen, solange der Deal mit FTX steht. (pez, 20.12.2022)