Die neue Trägerrakete Vega C hob im Juli erstmals ab. Nun scheiterte ein Flug, der Satelliten hätte transportieren sollen.
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Schlechte Nachrichten für die kommerzielle Raumfahrt in Europa: Die Trägerrakete Vega C, die neueste Weiterentwicklung der Vega-Serie, ist bei ihrem zweiten Flug nach dem Start vom Kurs abgekommen. Dies geschah bereits wenige Minuten nach ihrem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana, wie Stéphane Israël, Chef des Raketenbetreibers Arianespace, in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. "Leider können wir sagen, dass die Mission verloren ist."

An Bord hatte die Kleinrakete zwei Satelliten und flog damit erstmals in ausgelastetem Zustand. Die beiden Satelliten hätten das Vierergespann des "Pléiades Neo"-Projekts zur Erdbeobachtung komplettieren sollen, das ein Budget von 600 Millionen Euro hat und für zehn Jahre im Einsatz sein sollte.

Es handelte sich um den ersten kommerziellen Flug der neuen Trägerrakete, der nun von Arianespace als gescheiterte Mission eingestuft wird. Wie es vom Unternehmen hieß, gab es ein Problem beim Triebwerk Zefiro 40.

Erstflug im Juli

Nur bis zu einer Höhe von 110 Kilometern kam die Rakete, dann wurde der Flug dem aktuellen Stand zufolge abgebrochen, die Rakete stürzte kontrolliert über dem Atlantik ab. Datenanalysen sollen nun Rückschluss auf die genauen Gründe dafür geben. Am Nachmittag wollte das Unternehmen bei einer Pressekonferenz zu dem Vorfall informieren.

Erst im Juli absolvierte die neue Vega C ihren Erstflug mit kleinen Forschungssatelliten. Sie ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt. Laut Europäischer Raumfahrtagentur Esa ist die neue Rakete um einiges besser: Sie kann etwa 800 Kilogramm mehr Last transportieren, ist flexibler und billiger.

Gemeinsam mit der größeren Trägerrakete Ariane 6, die im kommenden Jahr erstmals in den Weltraum starten soll, soll die kompakte Vega C (das C steht für "consolidated") die europäische Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen. Josef Aschbacher, Chef der europäischen Raumfahrtagentur Esa, hatte die Vega C bei ihrem Erstflug als "extrem wichtig" für Satelliten bis zirka 2,4 Tonnen bezeichnet. Der Start der Rakete, die Lasten auf Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen bringen kann, habe eine neue Ära in dieser Raketenkategorie eingeläutet.

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Viel Arbeit bei Arianespace und Avio

Doch es scheint noch viel Arbeit zu geben: In den Vorjahren kam es bei Vega-Flügen immer wieder zu Zwischenfällen. Der professionelle Umgang mit dem Absturz während eines Livestreams wurde im Vergleich zu früheren intransparenten Reaktionen hervorgehoben. So kam es in der Vergangenheit zu Abbruch und Löschungen von Videoübertragungen, Vertreter des Vega-Herstellerunternehmens Avio zeigten sich gegenüber Konkurrenten wie Space X in einer Poleposition. Arianespace kümmert sich um die kommerzielle Seite der Starts, das Vega-C-Raketenprogramm liegt in der Hand der europäischen Weltraumorganisation. Die Esa reagierte auf eine Anfrage zum fehlgelaufenen Start zunächst nicht.

Für Vega-C-Raketen sind bis einschließlich 2025 gut ein Dutzend Starts geplant. Die gescheiterte Mission könnte auch die Entwicklung der Nachfolgerakete Vega-E ("evolution") beeinflussen, mit der die Modellserie stark überarbeitet wird. Laut Plan wird sie frühestens in zwei Jahren, 2025, ihren Erstflug antreten. (red, APA, 21.12.2022)