Die Fail-Lords 2022: Mark Zuckerberg, Elon Musk, Sam Bankman-Fried.

Foto: Zuckerberg: imago images/photothek, Musk: JOE SKIPPER, SBF: IMAGO/Erika P. Rodriguez

Das Jahr 2022 war für Techies spannend, vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz waren die Fortschritte enorm. Bildgeneratoren erschaffen wahre Kunstwerke, und Textbots schreiben auf Kommando Reden, wenn auch noch ein wenig Nachbesserungsbedarf besteht. Aber trotz aller Fortschritte gab es natürlich auch 2022 wieder eine ganze Menge Fails; Abstürze und kleine und große Katastrophen erschütterten die Tech-Welt. Hier die spektakulärsten, skurrilsten und peinlichsten Hoppalas des Jahres 2022 – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Teslas Autopilot: Ein Fehlschlag, kein Betrug

Mit dem Tesla-Autopiloten kam es in nur drei Monaten zu 474 Unfällen.
Foto: CULVER CITY FIRE DEPARTMENT, Reuters

Teslas Anwälte sind sich sicher: Der Autopilot ist ein Fehlschlag und kein Betrug. Diese eigenwillig anmutende Argumentation entstand im Zuge einer Sammelklage von September. Der Vorwurf: Tesla würde seit Jahren suggerieren, dass die Einführung einer vollautonomen Fahrfunktion bevorstehen würde. Wer am Betatest teilnehmen möchte, muss 15.000 Dollar bezahlen.

Unter anderem behauptete Tesla-Chef Elon Musk im Herbst, dass der eigene Autopilot "wahrscheinlich besser" sei als ein Mensch am Steuer. Allein zwischen Juli und Oktober 2022 hat Tesla in den USA 474 Unfälle gemeldet, an denen der Autopilot beteiligt war. Mindestens zwölf Personen sollen dabei ums Leben gekommen sein. Deshalb droht Tesla jetzt auch vonseiten der Behörden Ungemach: Das US-Justizministerium ermittelt, die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA leitete Untersuchungen ein, und die kalifornische Verkehrsbehörde erhebt sogar den Vorwurf der irreführenden Werbung. Autsch.

Alexa, ein kolossaler Reinfall

Das Shopping per Sprachbefehl hat sich nicht durchgesetzt.
Foto: Elaine Thompson, AP

Die Alexa-Entwicklung ist ein "kolossaler Reinfall". Mit diesen drastischen Worten beschreibt ein ehemaliger Amazon-Mitarbeiter die aktuelle Situation. Eine Beschreibung, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist, wenn die Zahlen stimmen, die parallel dazu durchgesickert sind. Demnach soll jene Abteilung, zu der Alexa zählt, allein im ersten Quartal 2022 einen Verlust von drei Milliarden US-Dollar verursacht haben – und damit doppelt so viel wie jede andere Abteilung bei Amazon.

Das Problem an der praktischen Sprachassistentin: Die Echo-Hardware wurde zwar erfolgreich unter die Leute gebracht, aber das eigentliche Geschäftsmodell Shopping per Sprachbefehl hat sich einfach nicht durchgesetzt. Deshalb griff Amazon 2022 zu drastischen Maßnahmen und entließ zahlreiche Alexa-Entwickler. Was das für die Kunden heißt, ist noch unklar, aber Amazon versuchte zurückzurudern und den Schaden zu begrenzen: Man sehe die Entwicklung von Alexa erst ganz am Anfang, hieß es plötzlich.


Meta, die Geldvernichtungsmaschine

Metas Börsenwert stürzte dramatisch ab.
Foto: IMAGO/NurPhoto

Das war kein gutes Jahre für Mark Zuckerberg. Der Wert der Facebook-Mutter Meta ist um über 60 Prozent gefallen, und sie ist seit November auch nicht mehr unter den wertvollsten Unternehmen der Welt. Einst kratzte der Firmenwert an der Billionen-Dollar-Marke, jetzt liegt dieser nur noch bei 236 Milliarden Dollar. Das macht Meta zum schlechtesten Performer des Aktienindex S&P 500. Grund ist Zuckerbergs Vision des Metaverse, er ist verbissen in dessen Entwicklung und will den Erfolg erzwingen. Doch das Vehikel, die VR-Umgebung "Horizon Worlds", sorgte wegen ihrer grafischen Schlichtheit, der schlechten Performance und diverser Hoppalas für Kopfschütteln. Jüngstes Beispiel: Die EU investierte 387.000 Euro in eine virtuelle Party, und fünf Personen kamen. "Forbes" formuliert es so: "Das Metaverse hat sich für Meta als absolute Katastrophe erwiesen."

Angeblich soll Apple ja schon früh im Jahr 2023 seine eigene VR-Brille vorstellen. Vielleicht schafft man in Cupertino, woran man in Mountain View gescheitert ist: ein Metaversum zu kreieren, das die Menschen auch wollen.

Das FTX-Debakel, NFTs und die Kryptoblase

Foto: Rebecca Blackwell

Eigentlich ist es Stoff für ein Realityformat wie "Love Island": Eine zehnköpfige Gruppe lebt ein Studentenleben auf den Bahamas und verstrickt sich in polyamouröse Abenteuer. Eine voyeuristische Fernsehshow wäre harmlos, doch im Fall von FTX wurden Milliarden an Kundengeldern verloren. Innerhalb von nur wenigen Tagen im November fiel die zweitgrößte Kryptobörse der Welt von einem geschätzten Wert von 32 Milliarden US-Dollar auf null. Der Ursprung des Desasters war, dass dem Fachmagazin "Coindesk" Unterlagen zugespielt wurden, aus denen hervorging, dass ein guter Teil des Vermögens von FTX und der Tradingfirma Alameda Research auf dem eigenen FTT-Token basierte. Gründer Sam Bankman-Fried und seine Kumpels hatten also in Wahrheit die finanzielle Basis ihrer Unternehmen erfunden.

Was folgte, war ein Absturz ohnegleichen, der Schockwellen durch die ganze Branche sandte und zum Verlust von zwei Billionen Dollar führte. Sam Bankman-Fried ist mittlerweile an die USA ausgeliefert, wo ihm im Fall einer Verurteilung 110 Jahre Haft drohen.

Google Stadia: Aus der Traum

Das Konzept von Stadia war nicht schlecht, konnte die Massen aber nicht begeistern.
Foto: INA FASSBENDER

Am 18. Jänner 2023 ist Schluss: Google Stadia wird der Stecker gezogen. Bei Stadia handelte es sich um einen Games-Streamingdienst. Damit können Gamerinnen und Gamer auch auf schwachen Geräten oder ihrem Fernseher Spiele zocken, ohne dafür teure Konsolen oder Gaming-PCs kaufen zu müssen. Das alles war noch dazu recht günstig: Für zehn Euro im Monat gab es 4K-Auflösung und Spiele geschenkt.

Doch das Angebot reichte nicht, und der angepeilte Erfolg blieb aus. Wohl auch weil die Spieleauswahl mit 277 Titeln nicht gerade üppig war. Also kündigte Google im September das Ende des Streamingdienstes an – und ging dabei nicht wirklich geschickt vor. Gamerinnen und Gamer sowie Entwickler wurden überrumpelt, und selbst das Entwicklerteam von Stadia selbst wurde sehr kurzfristig informiert. Dazu kamen dann auch noch Probleme bei der Refundierung gekaufter Spiele. Schade drum.

Das Twitter-Debakel

Natürlich darf in einer solchen Aufzählung das von Elon Musk angerichtete Twitter-Chaos nicht fehlen. In einer massiven Kündigungswelle wurden rund 3.700 Mitarbeiter der Social-Media-Plattform entlassen. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichteten, sie hätten sich nicht mehr bei ihren Arbeitsaccounts einloggen können. Viele hätten so von ihrer Kündigung erfahren. (Peter Zellinger, red, 1.1.2023)