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Kurzes Lernen zwischendurch: Bei digitalen Lernangeboten ist das ganz einfach möglich und wird auch immer mehr genutzt.
Foto: Getty Images, simonapilolla

Lebenslanges Lernen ist zum Inbegriff geworden, um mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen mithalten zu können. Der pandemie-bedingte Digitalisierungsschub in der Weiterbildung hat sich verfestigt.

Denn obwohl die Einschränkungen zum größten Teil aufgehoben wurden, gaben bei der E-Learning Benchmark Studie 2022 knapp 92 Prozent der Unternehmen an, dass sie bereits E-Learning für die betriebliche Weiterbildung nutzen. Für die Umfrage wurden vom eLearning Journal und dem deutschen Bildungsanbieter GoodHabitz 448 Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum befragt.

Digitale Angebote immer noch gefragt

Zwar habe sich der Anteil der E-Learning-Angebote im Vergleich zu 2021 von knapp 55 Prozent auf gut 36 Prozent verringert. Er liege aber noch immer über dem Niveau vor Corona. Dieser Weiterbildungstrend sei auch für die Wifis klar sichtbar und spürbar. "Digitale Lernformate, insbesondere Lernformate, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Flexibilität bieten, aber gleichzeitig auch zur Eigeninitiative motivieren, sind definitiv gekommen, um zu bleiben", sagt Tatjana Baborek, Institutsleiterin des Wifi Österreich.

Beim jährlichen Wifi Weiterbildungsbarometer habe sich auch gezeigt, dass die Teilnehmenden eine Aufteilung von 49 Prozent zu 51 Prozent in Bezug auf Online- und Präsenzveranstaltungen wünschen würden, ergänzt sie. "Wie beim Medienkonsum und beim Einkauf erwarten die Menschen auch in Sachen Weiterbildung mittlerweile die volle Flexibilität," unterstreicht Franz-Josef Lackinger, Geschäftsführer BFI Wien.

Auch wenn sich an der grundsätzlichen Ausrichtung und Bedeutung von Höherqualifizierung nichts maßgeblich geändert habe, würden aktuell drei Einflussfaktoren das Weiterbildungsverhalten der Menschen prägen: Neben einem veränderten "Konsumverhalten" gehören für Lackinger auch die Faktoren Zeit- und Fachkräftemangel dazu.

Wenig Zeit zum Lernen

Laut der E-Learning Benchmark Studie steht der Mehrheit (64 Prozent) der Mitarbeitenden weniger als eine Stunde Lernzeit pro Woche zur Verfügung. Allerdings bedeutet ein umfangreiches Zeitkontingent wenig, wenn Mitarbeitende die verfügbare Zeit zum Lernen nicht in Anspruch nehmen können. Tatsächlich legen die Ergebnisse der Studie 2022 diese Vermutung nahe, denn mit 17,4 Prozent können nur eine Minderheit der Befragten ihre Lernzeit auch wirklich nutzen.

Demgegenüber können 63,6 Prozent der Mitarbeitenden ihre Zeit nur teilweise in Anspruch nehmen, während fast ein Fünftel (19 Prozent) angibt, gar keine Zeit zum Lernen zu haben. Auch am BFI Wien hat die Zeitfrage bei der Weiterbildung an Einfluss zugenommen. "Eine der Folgen des Lebens in einer schnelllebigen Umgebung mit vielfältigen Anforderungen an unsere Aufmerksamkeit ist, dass die Menschen mehr denn je daran gewöhnt sind, mit privaten und beruflichen Aufgaben zu jonglieren. Das bedeutet aber auch, dass die Zeit für Schulungen knapp ist", ergänzt Lackinger.

Kurzausbildungen boomen

Dementsprechend steige die Nachfrage nach Kurzausbildungen und sogenannten Mikrozertifikaten. In wenigen Lerneinheiten können die gerade gebrauchten Kompetenzen vermittelt werden. Solche Mikrotrainings, die Wissen in "kleinen Häppchen" vermitteln, können besser zwischendurch in den Alltag eingebaut werden." Der Fachkräftemangel hat sich mittlerweile zu einem allgemeinen Arbeitskräftemangel entwickelt. Berufliche Aus- und Weiterbildung ist dabei der Schlüssel", sagt Baborek.

Nachhaltigkeit, Green Skills und Krisenmanagement sind die Themenfelder, die im kommenden Jahr stark nachgefragt sein werden, ist sie überzeugt. Ähnliches erwartet auch Lackinger: "Inhaltlich beobachten wir, dass besonders einschlägige berufliche Weiterbildungsangebote sowie das Nachholen von Berufs- und Bildungsabschlüssen sehr stark nachgefragt sind."

Der Auf- und Umstieg sei für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit entsprechenden Kompetenzen derzeit leichter möglich als noch vor der Pandemie. "Und mit einer gezielten Qualifizierung hat man auch im neuen Jahr die besten Karten – vor allem wenn die Qualifizierung im Spannungsfeld Nachhaltigkeit und Green Jobs ist", ergänzt Lackinger. (Gudrun Ostermann, 11.1.2023)