Schnell ein paar Worte in die Kamera sagen und ab ins Netz damit! Damit hat in Deutschland der grüne Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck viel Erfolg. Nach hinten los ging dies hingegen bei seiner Kabinettskollegin Christine Lambrecht (SPD). Die deutsche Verteidigungsministerin postete zu Silvester auf Instagram ein Video mit guten Wünschen fürs neue Jahr.

Zu sehen ist Lambrecht mit wehendem Haar in Berlin auf der Straße. Zu hören ist sie allerdings schlecht, denn im Hintergrund wird schon eifrig und ziemlich laut geböllert. Ausgerechnet vor dieser Geräuschkulisse spricht die Ministerin über die Ukraine. Und auch das, was sie von sich gibt, hat viele irritiert: "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön."

Die Reaktionen, vor allem in der oppositionellen Union, sind wenig freundlich. "Die Rede über den Krieg mit Silvesterböllern im Hintergrund setzt ihrer Serie von Peinlichkeiten nur noch die Krone auf", twitterte die Bundestagsabgeordnete Serap Güler (CDU) und fordert den Abgang Lambrechts: "Jede weitere Minute, in der der Bundeskanzler an dieser Ministerin noch festhält und damit das Ansehen unseres Landes weiter beschädigt, geht auf sein Konto."

Die Wirkung Deutschlands

Der verteidigungspolitische Sprecher der Union, Florian Hahn (CSU), erklärt: "Dieses Video spricht für sich. Was für eine Peinlichkeit, was für eine Fehlbesetzung!" Und der frühere Kanzlerkandidat und CDU-Chef appelliert ebenfalls an Olaf Scholz: "Ist dem Bundeskanzler eigentlich die Wirkung Deutschlands in Europa und der Welt völlig egal?"

Es ist mitnichten das erste Mal, dass Lambrecht scharf kritisiert wird. Sie gilt als die "Pannenministerin" in der Ampelregierung von SPD, Grünen und FDP. Schon in den ersten Amtswochen machte sie eine äußerst unglückliche Figur. Anfang Februar 2022, noch vor dem Einmarsch Russlands, kündigte sie die Lieferung von 5000 Helmen für Soldaten in der Ukraine an und bezeichnete dies als "ganz deutliches Signal" Deutschlands zur Unterstützung. Von einem "absoluten Witz" hingegen sprach der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko.

Später sorgte der Flug von Lambrechts Sohn im Regierungshubschrauber für Irritationen. Es ging nach Sylt in den Urlaub.

In Brüssel erweckte die 57-Jährige fälschlicherweise den Eindruck, Deutschland könne 5000 Soldatinnen und Soldaten für die neue schnelle Eingreiftruppe der EU stellen. Bei einem Truppenbesuch in Mali ging Lambrecht auf Pumps durch den Sand.

Pannenserie

Als die Ministerin den deutschen Finanzminister Christian Lindner (FDP) um mehr Geld für Munitionsbeschaffung ersuchte, ließ dieser seinen Staatssekretär antworten, man gebe keine finanziellen Mittel, aber gerne Unterstützung bei Planungsprozessen.

Kurz vor Weihnachten war noch bekannt geworden, dass bei einer Übung 18 von 18 Puma-Panzern ausgefallen waren. Das Verteidigungsressort hatte diese eigentlich für einen Nato-Einsatz vorgesehen.

Gefragt, wie das Silvestervideo beim Kanzler angekommen sei, erklärte die Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann: "Ich sehe jetzt keinen Anlass, das hier zu bewerten." Ein Sprecher Lambrechts betonte, es sei ein privates Video, man habe keine Ressourcen des Ministeriums verwendet. Auch er sagte: "Die Worte der Ministerin im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentieren." (Birgit Baumann aus Berlin, 2.1.2023)