Die Bahn des Besuchers, der womöglich sogar mit freiem Auge zu sehen sein wird
Foto: Vereinigung der Sternfreunde e.V./www.sternfreunde.de

Galileo Galilei hat das Fernglas nicht erfunden, doch er war es, der das Gerät mit den rudimentär geformten Linsen als Erster auf Mond und Jupiter richtete. Es zeigte sich, dass die Jupitermonde gerade zu schwach gewesen waren, um sie mit freiem Auge sehen zu können. Wie sich die Astronomiegeschichte entwickelt hätte, hätte man die Monde schon früher entdeckt, lässt sich heute nur vermuten.

Auch heute, im Zeitalter von hochempfindlichen Riesen- und Weltraumteleskopen, lohnt es sich manchmal, durch ein selbstgebautes Teleskop oder einen simplen Feldstecher zu blicken, vor allem, wenn Kometen der Erde einen Besuch abstatten.

Der letzte mit freiem Auge sichtbare Komet war 2020 ein wenige Monate zuvor vom Beobachtungsprogramm Neowise des Weltraumteleskops Wise entdeckter Himmelskörper. Damals hieß es, dass das inzwischen selbst Neowise genannte Objekt für längere Zeit der Letzte gut sichtbare Komet sein würde.

Doch im März diesen Jahres wurde abermals ein neuer Komet entdeckt. Diesmal gelang der Nachweis der Zwicky Transient Facility, einem Beobachtungsprogramm, das eine Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Stellen darstellt. Mit einer extrem weitwinkligen Kamera wird der Himmel über der Nordhalbkugel scannt. Benannt wurde der Komet ZTF, nach den Initialen des Entdeckerprogramms.

Der Komet C/2020 F3, auch Neowise genannt, war der letzte mit freiem Auge sichtbare Komet. Auch er wurde erst 2020 entdeckt.
Foto: IMAGO/All Canada Photos

Für seine Reise zur Erde brauchte er ungewöhnlich lang: Es handelt sich um einen langperiodischen Kometen mit einer Umlaufzeit von rund 50.000 Jahren. Dass er sich gerade jetzt nähert, ist für Hobbyastronominnen und –astronomen also ein besonderer Glücksfall. Auch sonst meint es ZTF gut mit Astronomieinteressierten, ist er doch zum Zeitpunkt seiner maximalen Helligkeit Ende Jänner im Norden die ganze Nacht über zu sehen.

Das liegt auch daran, dass seine Bahn im rechten Winkel zur Ekliptik verläuft, auf der Sonne und Planeten über den Nachthimmel ziehen. Er bewegt sich also nicht von der Nachtseite der Erde weg, bis er gegen 12. Februar die Ekliptik nach Süden hin kreuzt und sich dem Horizont nähert. Bis dahin wird seine Helligkeit allerdings schon so weit abgenommen haben, dass er mit dem Fernglas nicht mehr zu sehen ist.

Besonders günstige Beobachtungsbedingungen wird es an den Tagen nach dem Neumond vom 21. Jänner geben. Der Komet hat dann fast seine maximale Helligkeit.

Wer (wie der Autor dieser Zeilen) den Kometen Neowise verpasst hat, bekommt also bereits in wenigen Wochen unverhofft eine neue Chance. (7.1.2022)