Deutschland liefert den Marder an die ukrainischen Streitkräfte.

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Plötzlich ist alles anders: Monatelang weigerte man sich im Westen, Panzer an die Ukraine zu liefern, jetzt haben die USA, Deutschland und Frankreich angekündigt, schwereres Kriegsgerät zur Verteidigung der Ukraine vor dem russischen Angriff zur Verfügung zu stellen. Während die USA und Deutschland mit dem Bradley beziehungsweise Marder erprobte Schützenpanzer liefern, schickt Frankreich mit dem AMX-10 RC einen eher exotischen leichten Panzer. Doch worin liegen die Unterschiede? Was können die drei Fahrzeuge? Eine kurze Erklärung.

Der Marder, das Eisenschwein

Der Schützenpanzer Marder der deutschen Bundeswehr.
Foto: imago images/Sven Eckelkamp

Das längstgediente Militärfahrzeug des Trios ist der deutsche Marder, von Bundeswehrsoldaten auch liebevoll Eisenschwein genannt. In den 60er-Jahren konzipiert, ist der Marder der Prototyp eines Schützenpanzers des Kalten Krieges. Er wurde dazu entwickelt, mit dem Leopard-Kampfpanzer mitzuhalten und Infanterie ins Gefecht zu bringen und zu unterstützen. Der Marder hätte durch den Puma abgelöst werden sollen, nachdem jüngst aber gravierende Probleme mit dem neuen Hightech-Schützenpanzer der Bundeswehr auftraten und 18 von 18 eingesetzten Pumas während einer Übung ausfielen, muss der Marder wohl noch einige Zeit mithalten.

Der Marder ist mit 33 Tonnen auch deutlich leichter als der M2 Bradley. Auch wenn der Marder technisch nicht mehr der modernste Schützenpanzer ist, kann er es doch mit den russischen BMP-1 und BMP-2 aufnehmen. Und er hat einen weiteren Vorteil: Er ist in relativ großen Mengen verfügbar, so hat die Bundeswehr noch etwa 370 Stück im Einsatz. Der Marder verfügt über eine 20-mm-Maschinenkanone von Rheinmetall, die gegen ungepanzerte Ziele auf bis zu 2.000 Meter effektiv ist. Ab der Variante A3 verfügt der Marder auch über die Möglichkeit, Lenkwaffen vom Typ Milan abzufeuern. Die in die Ukraine gelieferte Variante dürfte aber nicht über Raketenbewaffnung verfügen. Deutschland wird 40 Marder, voraussichtlich in der Variante 1A3, an die ukrainischen Streitkräfte liefern.

Der Bradley, das Rückgrat der US-Armee

Der M2 Bradley
Foto: Baderkhan Ahmad

Wie der Marder ist auch der M2 Bradley ein Schützenpanzer, also ein Infantry Fighting Vehicle. Im Gegensatz zum Marder ist der Bradley gut ein Jahrzehnt jünger, aber dennoch eine Entwicklung des kalten Krieges. Der Bradley sollte den stark veralteten Schützenpanzer M113 ablösen und dabei gleichzeitig in der Lage sein, seine sowjetischen Konterparts auszuschalten. Dazu wurde der Bradley mit einer 25 mm Maschinenkanone des Typs Bushmaster ausgestattet, die sowjetischen BMP-1 und BMP-2 Schützenpanzer frontal durchschlagen kann. Die Bewaffnung ist stabilisiert, was bedeutet, dass der Richtschütze das Ziel beibehalten und bekämpfen kann, auch wenn das Fahrzeug in voller Bewegung ist. Eigentlich sollte der Bradley schon bei der US-Armee schon ausgemustert werden, aber die Nachfolgesuche gestaltet sich extrem schwierig, wie man hier nachlesen kann.

Der Bradley kann auch Kampfpanzern wie den russischen T-72, T-80 oder T-90 gefährlich werden, wenn die dünnere Seiten- oder Heckpanzerung getroffen wird. Für den Einsatz gegen Kampfpanzer ist allerdings ein TOW-Lenkflugkörper im Einsatz. In den Feldzügen im Irak konnte sich der Bradley auch ohne Unterstützung durch M1-Abrams-Kampfpanzer dank der Lenkraketen gegen russische T-72 gut durchsetzen.

Die aktuellste Variante des Bradley ist die A4 mit verbesserter Mobilität, leichteren Bauteilen sowie besseren elektronischen Kommandosystemen. Dieses Modell wird aber erst an die US-Armee geliefert, es ist daher unwahrscheinlich, dass die fortschrittlichere Variante des Bradley in der Ukraine auftaucht. Als wahrscheinlicher gilt, dass Bradleys in der Variante A2, wie sie während "Operation Desert Storm" im Jahr 1990 eingesetzt wurden, an die Ukraine geliefert werden.

Der AMX-10, der Exot

Der AMX-10 RC
Foto: APA/AFP/FRANCOIS NASCIMBENI

Während der Marder und der Bradley ganz klassische Schützenpanzer sind und Infanterie transportieren, sorgt der französische AMX-10 RC für etwas mehr Verwirrung. Wegen seiner schweren Bewaffnung mit einer 105-mm-Kanone wird er oft mit einem Kampfpanzer verwechselt. Tatsächlich handelt es sich um einen Spähpanzer, der sich aber auch in einem Begegnungsgefecht während dieser Aufgabe behaupten kann. Mit nur 16 Tonnen Gewicht ist der AMX-10 RC der leichteste Vertreter des Trios. Und: Der AMX-10 RC ist kein Battle-Taxi, wie Schützenpanzer gerne bezeichnet werden.

Die Panzerung schützt den AMX gegen russische Maschinenkanonen und panzerbrechende Geschoße bis 14,5 Millimeter. Die Kanone des leichten französischen Panzers kann auch Kampfpanzern sowjetischer Bauart wie dem in der Ukraine am häufigsten eingesetzten T-72 gefährlich werden. Jedoch ist die Waffe nicht stabilisiert, was gezieltes Feuer aus der Bewegung deutlich erschwert. Der AMX-10 wurde in Kampfeinsätzen im Tschad, während Operation Desert Storm 1991, im Kosovo, in Afghanistan sowie im Mali-Konflikt erfolgreich eingesetzt. Der aus den 70er-Jahren stammende AMX soll in den kommenden Jahren durch den EBRC Jaguar ersetzt werden. (Peter Zellinger, 9.1.2022)