Das Teleskop Salt (Southern African Large Telescope) ermöglichte das überraschende Aufspüren extrem heißer Sterne.
Foto: Guillaume Blanchard / Novapix / Leemage / Imago

Auf ihnen herrschen Temperaturen, die uns an die Grenze unserer Vorstellungskraft bringen: Mehr als 100.000 Grad Celsius heiß ist es auf acht Sternen, die nun von einem internationalen Forschungsteam entdeckt wurden. Damit dürften sie – dem aktuellen Kenntnisstand zufolge – zu den heißesten Sternen des Universums gehören. Im Zentrum unseres Sonnensystems ist es vergleichsweise kühl: Die Sonne bringt es an ihrer Oberfläche maximal auf circa 5.800 Grad.

Die fernen Funde gelangen dem Team mit Beteiligung der Universität Tübingen dank des Southern African Large Telescope (Salt), das sich rund 400 Kilometer nordöstlich von Kapstadt befindet. Es ist das größte Einzelteleskop auf der Südhalbkugel.

Unter anderem wurde der Stern SALT J203959.5-034117 entdeckt. Die Vergrößerung zeigt den planetarischen Nebel PN G0425-25.8 oder JeWeKi 1 bei langer Belichtung, der aus leuchtendem Gas besteht und vor einigen Tausend Jahren vom Stern ausgestoßen wurde. Der Stern hat durch seine hohe Oberflächentemperatur eigentlich eine blaue Farbe.
Bild: Tom Watts (AOP), STScI/NASA, The Dark Energy Survey

Im Zentrum der Analysen standen Weiße Zwerge und deren Vorstufen, die auch als Unterzwerge bezeichnet werden. "Weiße Zwerge sind ungefähr so groß wie die Erde, allerdings eine Million Mal massereicher", sagt der Tübinger Astrophysiker Klaus Werner. Dabei handle es sich um die dichtesten existierenden Sterne, die aus normaler Materie bestehen. "Ihre direkten Vorläufer, die heißen Unterzwerge, sind noch etwas größer. Sie ziehen sich zusammen und werden innerhalb weniger Tausend Jahre Weiße Zwerge", erklärt Werner.

Mit bloßem Auge nicht erkennbar

Sowohl Unterzwerge als auch Weiße Zwerge können hohe Oberflächentemperaturen haben. Die Daten des Forschungsteams, die im Fachjournal "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" veröffentlicht wurden, zeigten einen noch extremeren Spitzenwert: "Von den acht superheißen Sternen, die wir entdeckt haben, war der heißeste ein Weißer Zwerg mit einer Oberflächentemperatur von 180.000 Grad", sagt Werner.

Jeder der Sterne strahlt ihm zufolge mehr als hundertmal so hell wie die Sonne. Allerdings befänden sie sich alle zwischen 1.500 und 22.000 Lichtjahre entfernt von der Erde, während die Sonne nur etwas mehr als acht Lichtminuten entfernt sei. So könne man die heißen, hellen Zwerge mit bloßem Auge von der Erde aus nicht erkennen. Ein Lichtjahr bezeichnet die Strecke, die Licht innerhalb eines Jahres zurücklegt.

Überraschender Fund

"All diese Sterne befinden sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium ihres Lebenszyklus und nähern sich dem Sterben als Weiße Zwerge", sagt Werner. Trotz der Entfernung ist die Entdeckung für die Fachleute wichtig: "Die Ergebnisse könnten auch ein neues Licht auf die Entstehung unserer Galaxie werfen."

Sein Kollege, Erstautor Simon Jeffery vom Armagh-Observatorium in Nordirland, zeigt sich überrascht davon, auf diese heliumreichen, extrem heißen Objekte gestoßen zu sein – Sterne mit mehr als 100.000 Grad seien außerordentlich selten. "Überraschend war auch, dass bei unserer Himmelsdurchmusterung gleich so viele solcher Objekte gefunden wurden", sagt Jeffery. "Diese Entdeckungen werden hilfreich sein, um die Spätphasen der Sternentwicklung besser zu verstehen." (APA, red, 12.1.2023)