Die strategische Reserve wird in Österreich gehalten und nur im Notfall eingesetzt.

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Es waren bange Wochen im Spätsommer des vergangenen Jahres. Jedes Land in Europa versuchte, so viel Erdgas wie möglich einzuspeichern, damit Haushalte und Industrie gut durch den Winter kommen. Die verstärkte Nachfrage hat den Gaspreis in die Höhe getrieben. Hinzu kam, dass die bisherigen Lieferungen billigen Erdgases aus Russland nicht mehr zuverlässig stattgefunden haben. Das wiederum war eine Reaktion Russlands auf die umfangreichen Sanktionen des Westens, die wegen des Ukraine-Kriegs gegen Russland verhängt wurden.

Die gute Nachricht vorweg: Die Übung ist gelungen. Österreichs Gasspeicher sind aktuell zu fast 88 Prozent gefüllt. Das sind 84,4 Terawattstunden (TWh). Zur Einordnung: Österreich hat einen Jahresverbrauch von 96 TWh. Die Lage wird von Energieexperten damit als stabil beschrieben, der Speicherstand sei ungewöhnlich hoch.

Zu dem hohen Speicherstand hat auch beigetragen, dass die Republik Österreich eine strategische Gasreserve angelegt hat. Diese beträgt 20 TWh, 19,4 davon lagern in heimischen Speichern, 0,6 TWh in der Slowakei – gehören aber Österreich. Mit dem Ankauf der strategischen Reserve wurde die Austrian Gas Grid Management von der Republik Österreich beauftragt. "Das ist eine Reserve für den Notfall, und die wird auch nicht verkauft", sagt ein Sprecher des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.

Die Gasspeicher sind auch in Deutschland gut gefüllt. Dort wird seit einigen Tagen jeden Tag mehr Gas eingespeichert als entnommen. Damit steigen die Füllmengen – und das mitten im Winter. Die Bundesnetzagentur sieht dem andauernden Winter – der sich aktuell sehr mild präsentiert – damit immer gelassener entgegen. Hinzu kommt, dass Deutschland inzwischen über ein schwimmendes Terminal in Wilhelmshaven selbst LNG importiert, sieben Standorte sollen noch folgen.

Gas wird wieder verkauft

Die Kombination aus mildem Winter, Sparbemühungen von Verbrauchern und Unternehmen sowie der Wetterlage – mit dem zuletzt aufkommenden kräftigen Wind lässt sich viel Strom gewinnen, viele Gaskraftwerke stehen laut "Zeit Online" daher derzeit still – hat die Situation entspannt. So sehr, dass Gas jetzt wieder verkauft wird – zu Preisen, die deutlich unter den Einkaufspreisen liegen.

Die deutsche Bundesregierung hat ebenfalls eine strategische Gasreserve angelegt, über das Unternehmen THE. Dieses kaufte in den vergangenen Monaten Gas zu jedem Preis auf und gab laut "Zeit Online" allein im September dafür mehr als eine Milliarde Euro aus. Aufgrund der sich entspannenden Lage hat THE im Dezember damit begonnen, Gas wieder auszuspeichern, um es über die Börse zu verkaufen.

Es ist aber auch eine Besonderheit, die hier zum Tragen kommt. Die Gasbevorratung in Deutschland funktioniert über Quoten. Deutschland nutzt das Instrument der Speicherstandoptimierung, bei der Speicherquoten ausgegeben werden. Erreicht ein Kunde seine Quote im vorgeschriebenen Zeitraum nicht, hat die THE aufgefüllt, damit die Quote erreicht wird. Viele dieser Verträge sind Langfristverträge, einige davon aber Jahresverträge. THE muss daher jetzt Kapazitäten wieder frei machen, weil die Verträge auslaufen.

Die strategische Reserve in Österreich hingegen wird gehalten und nur im Notfall eingesetzt.

Einsparungen wegen des Wetters

Und wie sieht es mit den Einsparungen in Österreich aus? Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat im Herbst ja die Kampagne "Mission 11" gestartet, mit der das Land elf Prozent Energie einsparen sollte. Daten des Ministeriums zeigen, dass der Gasverbrauch im November 2022 mit 8,99 TWh um 20 Prozent geringer war als im November 2021 mit 11,25 TWh. Laut einem Sprecher des Ministeriums ist dafür nicht nur der milde Winter verantwortlich, denn der November sei kein so warmer Monat gewesen. Auch beim Strom wurde eingespart: Verbrauchten die Österreicher im November 2021 noch 5,24 TWh Strom, waren es im vergangenen November mit 4,89 TWh um 6,7 Prozent weniger. Auch der Strom- und Gasverbrauch pro Monat zeigt im Fünfjahresvergleich aktuell einen Rückgang an. (Bettina Pfluger, 11.1.2023)