Studien zufolge weisen 20-25 Prozent der Männer ein Risiko auf, Bilder von Unter-18-Jährigen sexuell erregend zu finden.

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Es sind entsetzliche Vorwürfe, die am Freitag ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden: Der berühmte österreichische Schauspieler Florian Teichtmeister soll zwischen 2008 und 2021 Unmengen an kinderpornografischem Material gesammelt haben. Das geht aus der Anklageschrift hervor, über die am Freitag der STANDARD und zahlreiche Medien berichteten. Teichtmeister ist laut seinen Anwälten geständig.

Ähnlich gelagerte Fälle gibt es in Österreich zahlreiche, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt: Laut Bundeskriminalamt kam es im Jahr 2021 zu 1.900 Anzeigen im Zusammenhang mit pornografischer Darstellung von Minderjährigen. Potenziell anfällig dafür seien viele, sagt der Psychotherapeut Alex Seppelt im Ö1-Morgenjournal.

Risiko bei 20-25 Prozent der Männer

Seppelt von der Männerberatung Wien verweist hier auf Studien, wonach 20-25 Prozent der Männer ein Risiko aufweisen, Bilder von Unter-18-Jährigen sexuell erregend zu finden. "Die überwiegende Mehrheit setzt das aber nicht um", sagt Seppelt. Problematisch werde es, wenn diese Männer mit diesen Bildern zufällig in Kontakt kämen.

Bei rund 80 Prozent der Betroffenen bei der Männerberatung handle es sich jedenfalls nicht um "Kernpädophile", sondern um pornosüchtige Männer mit einer "Paraphilie" (Anm. einer Perversion), sagt Seppelt. "Die beginnt mit normalen pornografischen Fotos. Wenn ich das täglich über Jahre anschaue, dann reicht das irgendwann nicht mehr aus, um die Sucht zu befriedigen." An diesem Punkt würden Männer an die "Ränder der Pornografie" abwandern, wo sie dann auf Kindesmissbrauchsfotos stoßen.

Verhaltenstraining bei Pädophilen

Etwa 20 Prozent seien pädophile Männer, die sich ausschließlich über Kinder sexuell erregt fühlen. Und um hier Handlungen vorzubeugen, werde in der Männerberatung am Verhalten der Männer gearbeitet. "Das Ergebnis soll sein, dass sie weder Missbrauchsfotos aus dem Internet holen, noch sich dann an Kindern vergreifen", sagt Seppelt.

Generell würde diese Personengruppe sehr unter ihrer Pädophilie leiden. Auch seien sich diese darüber bewusst, dass das Vollziehen der Fantasien den Kindern und Jugendlichen sehr schaden würde. "Sie hadern damit, dass sie diese Orientierung haben", so der Psychotherapeut. Vielen seien von Depressionen und Suizidalität betroffen.

Dass Kinderpornokonsumenten auch automatisch zu Missbrauchstätern werden, verneint der Psychotherapeut. Zumindest könne er aus seiner Arbeit sagen, dass nur wenige zu Hands-On-Tätern werden, also Kinder wirklich angreifen würden. Allerdings konsumieren die meisten Kindermissbrauchsbilder. Das mache sie letztlich auch zu Tätern, da sie mit ihrem Konsum die Herstellung derartiger Inhalte und den sexuellen Missbrauch der Kinder unterstützen. (etom, red, 14.1.2023)