Gudula Walterskirchen, Eva Glawischnig, Werner Sejka und Rudi Fußi suchten Montagabend bei Puls 24 Streit.

Foto: Puls 24 Screenshot

Seinem Titel – "Wild Umstritten" – wird der neue Hauptabendtalk auf Puls 24 erfreulich wenig gerecht. Eva Glawischnig, Rudi Fußi und Gudula Walterskirchen bemühten sich Montagabend redlich in der Rolle "polarisierender Persönlichkeiten". Sie alle hätten Karl Nehammers Interviewcoach gebraucht, um dem Sendungstitel gerecht zu werden.

Nur: "Kontroverse, aber höfliche und großteils sachliche Auseinandersetzung" ist als Sendungstitel leider wenig publikumsträchtig, gerade im Wettbewerb mit einem auf Radau gebürsteten News- und Talksender aus dem Hause Fellner. Puls 24 scheint mit "Wild Umstritten" ein bisschen aufmunitionieren zu wollen gegen oe24.at.

"Endlich kommen wir jetzt zum Streiten"

"Endlich kommen wir jetzt zum Streiten": "Wild Umstritten" war schon in der zweiten Halbzeit, als Rudi Fußi erfreut den Wickel roch.

Streiten sollten Montagabend

  • die ehemalige Grünen-Chefin und Novomatic-Lobbyistin Glawischnig außer Dienst,
  • die nicht zuletzt wegen ihrer – sagen wir: polarisierenden – Positionen ehemalige Herausgeberin der "NÖN" und Gastautorin der "Presse" Walterskirchen sowie
  • der streitfreudige Kommunikationsberater vielerlei politischer Richtungen Fußi.

Fußi witterte Streit, als Walterskirchen von Waffenlieferungen an die Ukraine sprach, von der Teuerung als "Preis für unsere Solidarität" und fragte: "Wie lange will man das noch in die Länge ziehen?" Russlands Morden, der Genozid würde doch weitergehen, und was ist mit den deportierten Kindern?, hält Fußi entgegen.

Bei den "Kosten des Krieges" ist man einander wieder recht nahe. Auch Walterskirchen ist "zu eindimensional", die Teuerung allein unter dieser Position zu verbuchen, da gibt es ja etwa noch die EU-Koppelung des Strom- an den Gaspreis.

"Wir werden alle sterben"

Die Klimaproteste versprechen dann doch noch ein Feld für Walterskirchen. Panikmache allerorten nimmt sie wahr, erst habe es bei Corona geheißen "Wir werden alle sterben", nun gehe es mit dem Klima weiter. Die Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 haben wir ja auch überstanden.

Von Panik keine Rede, hält Glawischnig entgegen, vielmehr fußten die Proteste auf fundierten wissenschaftlichen, eindeutigen Erkenntnissen.

"Protest ist notwendig"

"Das wird Sie jetzt überraschen", hebt Walterskirchen dann an: Sie findet "sehr bedenklich", wenn die Politik politischen Protest verbieten wolle – eine Anspielung etwa auf Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihre Wahlkampflinie für strafrechtliche Konsequenzen von Klebeprotesten. Das erinnert Walterskirchen an die "Dämonisierung" von demonstrierenden Corona-Maßnahmen-Gegnern (die allerdings auch schon bewusst Krankenhauszufahrten blockierten).

"In einer liberalen Demokratie ist Protest nicht nur legitim, sondern auch notwendig", sagt Walterskirchen. Nachsatz: "Wenn er sich im Rechtsrahmen bewegt."

Fußi erinnert noch einmal an einen kleinen Unterschied zwischen Walterskirchens Demo-Beispielen: "Klimaaktivisten glauben an den Mainstream der Wissenschaft", und sie seien "zu Recht voller Angst". Klar, wenn man ab 2040 bis 2045 etwa am Mittelmeer nicht mehr leben könne, pflichtet Glawischnig bei.

"Wir sind am Ende"

Walterskirchen ist vielleicht gar nicht so weit weg, wenn sie CO2-Zertifikathandel und Flugverkehr samt Kerosinprivileg hinterfragt. Da muss der seit einer knappen Stunde sehr gekonnt, aber auch recht atemlos Streit suchende Moderator Werner Sejka aber "rüde unterbrechen: Wir sind am Ende."

Sejka meint nur die Sendezeit. Dienstagabend geht es weiter mit "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand, Satiriker Florian Scheuba und Sacher-Chef Matthias Winkler. Klingt wieder nach zwei gegen einen. (Harald Fidler, 17.1.2023)