"Am Ende war das der Grund, warum ich meine Funktion als Generalsekretärin der Volkspartei zurückgelegt habe. Ich hatte das Gefühl, ich kann nicht mehr für das eintreten, wofür ich brenne, ja, ich kann es nicht einmal mehr ansprechen", schreibt Laura Sachslehner.

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Laura Sachslehner beherrscht die Regeln im Spiel um schnelle Aufmerksamkeit eigentlich selbst recht gut. Ihren Rückzug als ÖVP-Generalsekretärin vergangenen September garnierte sie mit scharfen Worten: Der aktuelle Kurs der ÖVP verrate die Werte der Volkspartei, richtete sie ihren Kolleginnen und Kollegen zum Abschied aus. Dann zog sie sich in den Wiener Landtag zurück. Nun hat Sachslehner ein Buch mit dem Titel "An den Pranger" geschrieben, das kommende Woche Donnerstag erscheinen soll. Es ist weniger eine Abrechnung mit ihrer Partei als mit dem gesamten "verkürzten" und aufmerksamkeitsgetriebenen politischen Diskurs in Österreich.

Das legen zumindest Vorwort und Pressetext nahe – beides wurde am Dienstag vorab mehreren Medien übermittelt. In dem ersten Auszug kritisiert Sachslehner, dass in der politischen Kommunikation "vieles ungesagt" bleibe, das sich viele insgeheim denken würden – konkreter wird sie an dieser Stelle noch nicht. "Alles treibt an der Oberfläche, und fast scheint es so, als ob sich die Politik immer mehr nur noch mit sich selbst beschäftigt. Unterschiedliche Echokammern aus unterschiedlichen politischen Richtungen, die sich gegenseitig bespielen – völlig vorbei an dem, was die Menschen tatsächlich bewegt", schreibt sie.

"Oma-Karenz" nach Vorbild Ungarns

Neben einer "Auseinandersetzung mit dem politische System" wird im Pressetext angekündigt, dass Sachslehner in dem Buch mehrere "zentrale Forderungen" aufstelle. Zwei davon werden gleich präsentiert. Erstens schwebe Sachslehner eine "Oma-Karenz" nach Vorbild Ungarns vor: Auch Großeltern sollten die Betreuung ihrer Enkelkinder offiziell übernehmen und dafür Kinderbetreuungsgeld beziehen können, findet Sachslehner, die bisher selten mit familienpolitischen Ideen aufgefallen ist. Dafür müssten nun auch in Österreich die staatlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, sagt die ÖVP-Landtagsabgeordnete.

Die zweite "zentrale Forderung" entspricht mehr dem politischen Lieblingsmetier der 28-Jährigen, die durch Sebastian Kurz zur ÖVP fand: So sollten Asylverfahren Sachslehners Ansicht nach in "europäische Überseeterritorien" ausgelagert werden. "Martinique, Guadeloupe, Französisch-Guayana, Réunion und Saint-Martin stellen nach wie vor französische Überseeterritorien dar, genauso wie Madeira oder die Azoren nach wie vor zu Portugals Hoheitsgebiet zählen", wird sie zitiert. "Diese Inseln würden sich dafür eignen, um Flüchtlingen so lange eine Bleibe zu gewähren, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist – und das unter garantierter Einhaltung europäischer Menschenrechtsstandards."

"Ich kann es nicht einmal mehr ansprechen"

Grundsätzlich gehe es Sachslehner um "Klarheit" in der Politik und "echte Auseinandersetzung". Denn die sei heute kaum noch möglich, ist sie überzeugt. "Am Ende war das der Grund, warum ich meine Funktion als Generalsekretärin der Volkspartei zurückgelegt habe. Ich hatte das Gefühl, ich kann nicht mehr für das eintreten, wofür ich brenne, ja, ich kann es nicht einmal mehr ansprechen." Eine – nicht näher definierte – "Gruppe" würde entscheiden, "was man sagen darf und was nicht" – genau das wolle sie mit ihrem Buch nun "anprangern". (Katharina Mittelstaedt, 17.1.2023)