Viele hatten ja gedacht, Kanzler Olaf Scholz (SPD) wolle den Posten der glücklosen Christine Lambrecht mit einer Frau nachbesetzen, um die Parität in seinem Kabinett zu wahren.

Boris Pistorius (SPD) wird neuer deutscher Verteidigungsminister.
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Dennoch sind die Reaktionen auf Pistorius' Karrieresprung nach Berlin durchaus positiv. Der 62-Jährige ist seit zehn Jahren Innenminister in Niedersachsen und hat viel Erfahrung. Als Chef des Bundesinnenministeriums war er auch schon früher im Gespräch.

Er sei das "Gesicht der sozialdemokratischen Innenpolitik", sagte er im Bundestagswahlkampf 2017, als er sich schon den Ruf eines "roten Sheriffs" erworben hatte: Durchaus für Law and Order, aber auch einer, der sich nach einem Besuch in einem Flüchtlingslager in Griechenland für geflüchtete Kinder einsetzte.

Jetzt ist aber nun einmal der "heiße Stuhl" im Verteidigungsministerium frei. Und in die deutsche Hauptstadt wollte Pistorius schon länger, einmal sogar in direkter Konkurrenz zu seinem künftigen Chef Scholz.

Geboren wurde Pistorius, wie auch der deutsche Kanzler, in Osnabrück (Niedersachsen). Er hat seinen Wehrdienst abgeleistet, Jus studiert und trat 1991 in den Landesdienst ein, wo er persönlicher Referent des damaligen Innenministers und späteren Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski wurde.

"Niedersachsen-Connection"

Damit gehört Pistorius auch zur legendären "Niedersachsen-Connection" in der SPD. Allerdings pflegt er, anders als der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder, keine engen Kontakte nach Moskau.

Von 2006 bis 2013 war Pistorius Oberbürgermeister von Osnabrück, 2019, als die SPD in einer Art Castingshow ein neues Führungsduo suchte, trat er gemeinsam mit der sächsischen Integrationsministerin Petra Köpping an – gegen Scholz und dessen Partnerin Klara Geywitz.

Niemand von ihnen schaffte es an die SPD-Spitze, das Rennen machten Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Allerdings lag Scholz damals bei der Abstimmung deutlich vor Pistorius.

"Niedersachsen-Connections" gab es übrigens auch privat bei Pistorius. Der Vater zweier Töchter war eine Zeitlang mit Schröders vierter Ex-Frau, Doris Schröder-Köpf, zusammen, die auch im niedersächsischen Landtag sitzt. Doch im Sommer 2022 wurde ihre Trennung bekannt – zum Leidwesen der Presse, die gern über "Doris und Boris" berichtet hatte. (Birgit Baumann, 17.1.2023)