Bei Molln rechnet ADX mit einer Gasfeldgröße von 22 Milliarden Kubikmetern.

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Wien – Das Management der australisch-österreichischen Firma ADX, die in Molln (OÖ) Gas fördern will, versichert, dass man dieses für den heimischen Markt zur Verfügung stellen wolle. Es sei laut ADX-Managern ökonomisch nicht sinnvoll, das Gas "nach Australien zu verschiffen", allerdings räumen sie auch ein, dass sie nicht verpflichtet sind, das Gas für den österreichischen oder europäischen Verbrauch zu reservieren. Finanziert werden soll das Projekt mithilfe der kanadischen Energiefinanzierungs- und Energieentwicklungsgruppe Kepis & Pobe Financial Group Inc. (KPFG). Sie soll 100 Prozent der Kosten tragen und bekommt dafür eine 40-prozentige Beteiligung am Gebiet Welchau.

Nachdem das Bekanntwerden der Erdgassuche in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Kalkalpen für Wirbel gesorgt hatte, haben die Manager der ADX am Freitag ihre Firma und ihr Projekt vorgestellt. Hinter dem Vorhaben stehen zwei Österreicher: Paul Fink gründete in Australien die ADX Energy, die an der Börse in Perth gelistet ist. Das habe sich aus seinem beruflichen Werdegang ergeben, und weil es in Australien Kapitalmärkte für Energiefirmen gebe. Die österreichische Tochter ADX Vie leitet Alan Reingruber, Montanist mit RAG-Vergangenheit.

13 Mitarbeiter in Österreich

Die ADX ist relativ neu auf dem österreichischen Markt, der im Wesentlichen von OMV und RAG dominiert wird. 2019 erwarb die ADX Vie von der RAG Erdölfelder in Zistersdorf und Gaiselberg in Niederösterreich. 2021 bestritt sie 2,7 Prozent der österreichischen Ölförderung, zur Gasförderung trug sie noch nichts bei. Ihr Potenzial sieht sie bei sieben Prozent des österreichischen Gasverbrauchs. ADX Vie habe zuletzt zehn Millionen Euro umgesetzt und beschäftige 13 Mitarbeiter, konzernweit seien es etwa 40, verrieten Fink und Reingruber auf Anfrage. Die Umsätze des Konzerns werden derzeit praktisch nur in Österreich generiert.

Der Hauptfokus der Firma liegt klar auf Österreich. 2021 habe man AGS-Lizenzen (Aufsuchungs-, Gewinnungs- und Speichervertrag betreffend Kohlenwasserstoffe, Anmerkung) mit der Republik geschlossen, so die ADX-Manager, nun habe man in Österreich AGS-Lizenzen für 1.020 Quadratkilometer. Derzeit hat man beim Gas aber nur die Aufsuchungsbewilligung – das bedeutet, man wertet Magnet- oder seismische Daten aus, macht geologische Untersuchungen et cetera. Eine Tiefenbohrung ist davon noch nicht umfasst. Dafür muss eine eigene Bewilligung erteilt werden, die aber bisher noch gar nicht beantragt sei.

18 Kilometer Rohrleitung

Die ADX hat derzeit nach eigenen Angaben acht Bohrpunkte für Gas in der Molassezone der österreichischen Alpen im Auge, einer davon ist Welchau 1 in Molln. Sollte es zu einer Probebohrung kommen, würde ein etwa 4.500 Quadratmeter großer Platz geschottert und 100 Quadratmeter betoniert werden, erklärte Reingruber. Bohren würde man bis auf 1.900 Meter Tiefe. Sollte man Gas finden und fördern, würde die Fläche auf 2.000 Quadratmeter verkleinert.

Allerdings wären dann rund 18 Kilometer Rohrleitung zu verlegen, um das Gas in das Netz einspeisen zu können. Ob und wie viel Gas man in Molln finden wird, ist noch völlig offen. Die Prognosen liegen zwischen vier und 40 Milliarden Kubikmetern. ADX Energy Ltd rechnet mit einer Gasfeldgröße von 22 Milliarden Kubikmetern, geht aus einer auf deren Website veröffentlichten Mitteilung hervor. Zum Vergleich: Österreich verbraucht pro Jahr rund 8,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas.

Greenpeace: Nicht vereinbar mit Klimaschutzzielen

In Oberösterreich sorgt das Projekt indes weiter für Diskussionen. Die oberösterreichische SPÖ hat bereits eine parlamentarische Anfrage an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) angekündigt, zu dessen Ressort die zuständige Montanbehörde derzeit gehört. Zudem will sie eine Resolution des Landtags an den Bund initiieren, um die Unberührtheit des Nationalparks zu sichern und den "Ausverkauf heimischer Ressourcen" zu verhindern. Die Grünen fordern vom für Naturschutz zuständigen Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) eine Erklärung, inwieweit das Projekt mit dem Naturschutz vereinbar ist.

Auch Greenpeace fordert vom Finanzministerium Aufklärung und hat eine Anfrage laut Umweltinformationsgesetz bei der Montanbehörde eingebracht. Man lehne die Erschließung weiterer Gasfelder entschieden ab, weil sie nicht vereinbar mit den österreichischen Klimaschutzzielen sei. Im Raum Molln formiert sich indes eine Bürgerinitiative. Wird sie von 200 Leuten aus der Nationalparkgemeinde und aus angrenzenden Orten unterstützt, kommt ihr bei einer etwaigen Umweltverträglichkeitsprüfung Parteistellung zu. (APA, red, 20.1.2023)