Zweiter Streich von Daniel Yule nach 2020 am Ganslern.

Foto: EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Dave Ryding hätte beinahe seinen Coup aus dem Vorjahr wiederholt.

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Manuel Feller fuhr mit Startnummer eins zur Halbzeitführung, fädelte im Finale aber ein.

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Kitzbühel – Ein promptes und synchrones Raunen ging durch die Menge, viele griffen sich an den Kopf und Arnold Schwarzenegger verbarg sein Gesicht hinter schwarzen Handschuhen, als der zur Halbzeit führende Manuel Feller am Ganslernhang seinen Premierensieg in Kitzbühel vor Augen mit einem Einfädler in der Entscheidung verspielte.

Den Sieg vor 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer holte sich Daniel Yule. Der 29-jährige Schweizer gewann am Sonntag nach 2020 zum zweiten Mal in Kitzbühel, feierte seinen zweiten Saisonerfolg nach jenem in Madonna di Campiglio, seinen sechsten insgesamt und sicherte sich neben einer goldenen Gams einen Siegerscheck in Höhe von 100.000 Euro.

Yule setzte sich in 1:44,63 Minuten vor Dave Ryding durch. Der Brite hatte 2022 in Kitzbühel seinen Premierensieg im Weltcup gefeiert und diesmal mit Laufbestzeit in der Entscheidung den zweiten Coup von Platz 16 kommend nur um 0,4 Sekunden verpasst. Eine Hundertstelsekunde hinter Ryding landete Lucas Braathen auf Platz drei.

Der Norweger hat diese Saison mit den Slaloms in Val d’Isère und Adelboden sowie einem Riesentorlauf in Alta Badia schon drei Rennen gewonnen. Während Österreichs Slalomasse letztlich allesamt enttäuschten, war es dem Nachwuchs vorbehalten, sich in Szene zu setzen und ein Debakel für den ÖSV abzuwenden. Als Bester wurde der 26-jährige Kärntner Adrian Pertl (+0,72) unmittelbar vor dem 25-jährigen Tiroler Fabio Gstrein (1,13) Neunter.

Auslassende Routiniers

Michael Matt, im Vorjahr als bester ÖSV-Läufer am Ganslern Vierter, verbesserte sich nach einem schweren Fehler im ersten Durchgang von Platz 28 auf 19, Dominik Raschner belegte den 21. Rang. Marco Schwarz hat als 39. die Qualifikation für die Entscheidung verpasst und Johannes Strolz seine Seuchensaison prolongiert. Der Vorarlberger verzeichnete nach einem Einfädler im ersten Lauf seinen fünften Ausfall. Bislang hatte er nur in Wengen als Zwölfter angeschrieben. "Es tut brutal weh, das Rennfahrerherz blutet. Irgendetwas fehlt im Moment." Er sei eine Spur zu ungeduldig gewesen. "Am besten nicht zu viel nachdenken und weitermachen", sagte der schwer gezeichnete, 30-jährige Kombinations-Olympiasieger und Silbermedaillengewinner beim Slalom in Peking 2022.

Gut gelaunt war freilich Yule: "Irgendwie ist es eine Liebesgeschichte mit Kitz", sagte er im ORF. "Hier zweimal zu gewinnen ist einfach unglaublich. Es tut mir wirklich leid für Felli. Er ist gut drauf und attackiert immer."

Feller, Vizeweltmeister 2017 in St. Moritz, hatte 2022 den Slalom in Kitzbühel wegen einer Corona-Infektion verpasst, am Sonntag verpasste er seinen dritten Weltcupsieg nach Flachau ("Märchenwiese") und Lenzerheide 2021. "Das ist den Besten schon passiert. Ich kann mir nichts vorwerfen, hatte eigentlich ein gutes Gefühl. Es ist dann einfach schnell gegangen. Ich habe es probiert. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal mit so einer Form da herkomme." Er verspüre eine Leere, es werde einen Tag dauern, bis er das verdaut habe, aber in Schladming wieder auf "volle Attacke" setzen.

Weiter warten

Er wollte sich trotz des Ausfalls in Wengen erst gar nicht aus seinem Flow bringen lassen, war der frühere Wackelkandidat doch in den Slaloms davor schon zweimal Zweiter (Val d’Isère und Garmisch-Partenkirchen) und vor dem Lapsus in Wengen seit Dezember 2021 in Madonna nicht mehr ausgefallen. Doch es sollte wieder einmal nicht sein. Bislang letzter österreichischer Sieger am Ganslern war Marcel Hirscher 2017.

Im Slalomweltcup führt Braathen mit 370 Punkten vor Henrik Kristoffersen (365), der diesmal Fünfter wurde, und Yule (334), Feller (241) ist Fünfter. Mit seinem Sieg in der Hahnenkammabfahrt am Samstag hat Aleksander Aamodt Kilde den Rückstand im Gesamtweltcup auf den führenden Marco Odermatt auf 225 Punkte verkürzt. Der Schweizer war nach seiner am Freitag erlittenen Meniskusverletzung am Samstag nicht angetreten, muss aber voraussichtlich nur kurz pausieren. Julian Schütter, ÖSV-Hoffnung und Klima-Aktivist, erlitt bei einem Sturz einen Kreuzbandriss und fällt bis Saisonende aus.

Am Dienstag (Slalom) und Mittwoch (Riesentorlauf) stehen in Schladming (je ab 17.45 Uhr, ORF 1) und unter Flutlicht die nächsten Rennen an. (Thomas Hirner, 22.1.2023)

Ergebnis:

1. Daniel Yule (SUI) 1:44,63
2. David Ryding (GBR) 1:45,03 +0,40
3. Lucas Braathen (NOR) 1:45,04 +0,41
4. Linus Straßer (GER) 1:45,05 +0,42
5. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:45,10 +0,47
6. Loic Meillard (SUI) 1:45,16 +0,53
7. Ramon Zenhäusern (SUI) 1:45,21 +0,58
8. Clement Noel (FRA) 1:45,34 +0,71
9. Adrian Pertl (AUT) 1:45,35 +0,72
10. Fabio Gstrein (AUT) 1:45,76 +1,13

11. Albert Popow (BUL) 1:45,83 +1,20
12. Alexander Steen Olsen (NOR) 1:45,86 +1,23
13. Tommaso Sala (ITA) 1:46,05 +1,42
13. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 1:46,05 +1,42
15. Sandro Simonet (SUI) 1:46,17 +1,54
16. Joaquim Salarich (ESP) 1:46,25 +1,62
17. Armand Marchant (BEL) 1:46,35 +1,72
18. Sebastian Holzmann (GER) 1:46,43 +1,80
19. Michael Matt (AUT) 1:46,45 +1,82
20. Kristoffer Jakobsen (SWE) 1:46,48 +1,85
21. Dominik Raschner (AUT) 1:47,17 +2,54
22. Erik Read (CAN) 1:47,33 +2,70
23. Billy Major (GBR) 1:47,37 +2,74
24. Timon Haugan (NOR) 1:47,46 +2,83
25. Filip Zubcic (CRO) 1:47,47 +2,84
26. Stefano Gross (ITA) 1:47,96 +3,33
27. Sam Maes (BEL) 1:53,92 +9,29
28. Simon Maurberger (ITA) 2:02,05 +17,42

2. Durchgang:

1. David Ryding (GBR) 51,29
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 51,47 +0,18
3. Daniel Yule (SUI) 51,60 +0,31
4. Alexander Steen Olsen (NOR) 51,69 +0,40
5. Armand Marchant (BEL) 51,74 +0,45
6. Michael Matt (AUT) 51,86 +0,57
7. Adrian Pertl (AUT) 52,09 +0,80
8. Fabio Gstrein (AUT) 52,11 +0,82

9. Sebastian Holzmann (GER) 52,25 +0,96
10. Kristoffer Jakobsen (SWE) 52,26 +0,97
11. Ramon Zenhäusern (SUI) 52,28 +0,99
12. Joaquim Salarich (ESP) 52,30 +1,01
. Loic Meillard (SUI) 52,30 +1,01
14. Linus Straßer (GER) 52,37 +1,08
15. Lucas Braathen (NOR) 52,55 +1,26
. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 52,55 +1,26
weiter:
23. Dominik Raschner (AUT) 53,14 +1,85

Ausgeschieden im 2. Durchgang:
Manuel Feller (AUT), Tanguy Nef (SUI)

1. Durchgang:

1. Manuel Feller (AUT) 52,18
2. Lucas Braathen (NOR) 52,49 +0,31
3. Linus Straßer (GER) 52,68 +0,50
4. Clement Noel (FRA) 52,71 +0,53
5. Loic Meillard (SUI) 52,86 +0,68
6. Ramon Zenhäusern (SUI) 52,93 +0,75
7. Daniel Yule (SUI) 53,03 +0,85
8. Tommaso Sala (ITA) 53,19 +1,01
9. Albert Popow (BUL) 53,22 +1,04
10. Adrian Pertl (AUT) 53,26 +1,08
11. Tanguy Nef (SUI) 53,39 +1,21
12. Sandro Simonet (SUI) 53,44 +1,26
13. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 53,50 +1,32
14. Henrik Kristoffersen (NOR) 53,63 +1,45
15. Fabio Gstrein (AUT) 53,65 +1,47
weiter:
18. Dominik Raschner (AUT) 54,03 +1,85
28. Michael Matt (AUT) 54,59 +2,41

Nicht für 2. Durchgang qualifiziert:
39. Marco Schwarz (AUT) 55,08 +2,90
45. Simon Rueland (AUT) 55,94 +3,76

Ausgeschieden im 1. Durchgang:
Johannes Strolz (AUT), Samuel Kolega (CRO), Alex Vinatzer (ITA), Atle Lie McGrath (NOR)

Gesamtwertung (nach 23 Rennen):

1. Marco Odermatt (SUI) 1186
2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 961
3. Henrik Kristoffersen (NOR) 710
4. Vincent Kriechmayr (AUT) 677
5. Lucas Braathen (NOR) 585
6. Loic Meillard (SUI) 547
7. Alexis Pinturault (FRA) 437
8. Manuel Feller (AUT) 406
9. Marco Schwarz (AUT) 377

10. Daniel Yule (SUI) 334

Slalom Männer (6):

1. Lucas Braathen (NOR) 370
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 365
3. Daniel Yule (SUI) 334
4. Loic Meillard (SUI) 262
5. Manuel Feller (AUT) 241
6. Linus Straßer (GER) 240
7. Marco Schwarz (AUT) 153
8. Ramon Zenhäusern (SUI) 147
9. David Ryding (GBR) 144
10. Tommaso Sala (ITA) 143

Mannschaft Männer (23):

1. Schweiz 3809
2. Norwegen 3036
3. Österreich 2866
4. Frankreich 1584
5. Italien 1321

Nationencup (47):

1. Schweiz 7014
2. Österreich 5444
3. Norwegen 4316
4. Italien 4086
5. USA 2738