Läuft es nicht, kommt oft auch noch Pech dazu. Und so fährt Johannes Strolz bisher vergebens dem Erfolg der Vorsaison hinterher.

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Johannes Strolz ist nach Kitzbühel gekommen, um nach dem zwölften Platz in Wengen erneut anzuschreiben. Doch nach wenigen Toren am Ganslernhang stand für den 30-jährigen Vorarlberger sein bereits fünfter Saisonausfall zu Buche. "Es tut brutal weh. Das Rennfahrerherz blutet", sagte er hernach. Fehlen Lockerheit und Sicherheit, spielt es im Kopfkino einen Blockbuster. Strolz hat zu kiefeln: "Ich will jetzt nicht den lässigen Hund spielen, dass alles kein Problem ist."

Die nächste Chance, einen Schritt aus der Krise zu machen, hat der Silbermedaillengewinner des Olympia-Slaloms von Peking 2022 bereits heute im Schladminger Nightrace (17.45 und 20.45 Uhr, live ORF 1). Danach bleibt nur noch Chamonix Anfang Februar, um für die unmittelbar danach anhebende WM in Courchevel/Méribel einen Startplatz in Österreichs Slalomteam zu ergattern.

Ursachen ausgemacht

In Zusammenarbeit mit dem Trainerteam will Strolz wieder in die Spur finden, letztlich muss er es aber selbst umsetzen. "Das ist die große Kunst." Er habe nicht selten das Problem, bei jedem Schwung das Letzte rausholen zu wollen, werde immer wieder ungeduldig. "Darum komme ich oft in brenzlige Situationen, in denen ich ausfallgefährdet bin."

Strolz hat in Wengen einen Gang zurückgeschaltet. Nach einer "super Vorbereitung" fühlte er sich vor dem ersten Rennen "sehr gut". Er verzeichnete jedoch Ausfälle in Val d’Isère und Madonna di Campiglio, wo er flott unterwegs war, ehe ihm eine aus der Verankerung gerissene Stange unter die Ski rutschte. Auch in Garmisch-Partenkirchen und Adelboden stand am Ende ein Nuller.

Danach hatte er sich vorgenommen, nicht ans Limit zu gehen. Das Mittelmaß zu finden ist jedoch eine Herausforderung. "Für mich war es schwierig, den Schritt zurück zu machen und in Kauf zu nehmen, dass ich 25. werde. Dann hätte es aber geheißen, dass ich mir den Schneid abkaufen lassen habe." Normalerweise denke man nicht ergebnisorientiert, aber "ich muss jetzt kleinere Brötchen backen".

Dass Training und Rennen zwei Paar Schuhe sind, ist keine Neuigkeit, passt aber im Fall Strolz wie die Faust aufs Auge. "Die Stabilität holt man sich übers Training, die Leichtigkeit über ein gutes Ergebnis." Diesbezüglich hat Strolz von Benjamin Raich einen zweckdienlichen Tipp erhalten: "Vergiss den Blödsinn, schau nach vorne, konzentriere dich und fahr einfach drauflos, ohne groß nachzudenken." Das sei freilich leichter gesagt als getan, "aber "im Endeffekt hat er recht", sagt der Sohn von Hubert Strolz, der 1988 in Calgary wie sein Filius 34 Jahre danach in Peking Kombinations-Olympiasieger wurde.

Nach Schladming steht Super-G-Training auf dem Programm. Abwechslung sei wichtig, hatte auch Männer-Chef Marko Pfeifer in Kitzbühel betont. Weil Strolz auch ein Medaillenkandidat in der WM-Kombi in Frankreich ist, sofern er seine Form findet, hatte er in der Saisonvorbereitung auch an Bolztrainings teilgenommen. Zumindest diesbezüglich ist er optimistisch: "Ich habe in der Vergangenheit öfter schon auf der Speedseite mit relativ wenig Training Leistungen zeigen können."

An Schrauben gedreht

Strolz hat auch am Material herumgetüftelt, auch wenn er in diesem Bereich nicht den Grund für sein Scheitern sieht. Er habe "zwei, drei Sachen gefunden", die ihm entgegenkommen. "Aber", sagt Strolz süffisant grinsend, "ich habe die Skier nicht selbst gerichtet." Bevor er völlig überraschend im Jänner 2022 in Adelboden seinen ersten und bislang einzigen Weltcupsieg feierte, war er nämlich längst aus dem A-Kader des ÖSV geflogen und musste seine Rennlatten selbst präparieren.

Im Training hat das Paket funktioniert. Es sei sehr von Vorteil, "wenn man am Start steht, keinen Gedanken an das Material verschwenden muss und sich hundertprozentig auf seinen Schwung konzentrieren kann".

Auch wenn dem Polizeisportler langsam die Zeit davonläuft, weiß er: "Man muss Geduld haben, dann wird es schon wieder passen."

Am Mittwoch folgt auf der Planai mit dem von Garmisch-Partenkirchen übernommenen Riesentorlauf eine Premiere unter Flutlicht. Strolz tritt in dieser Disziplin mangels Trainings allerdings nicht an. (Thomas Hirner, 24.1.2023)