In Australien war der Rückgang bei der Zuwanderung besonders hoch. Dazu trugen aber auch die verschärften Regeln für Migrantinnen und Migranten bei. Gegen diese Maßnahmen wurde im Dezember 2020 in Sydney protestiert.

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Die massiven Folgen der Covid-19-Pandemie auf die Weltbevölkerung stehen außer Zweifel. Viele Studien haben die Auswirkungen auf die Lebenserwartung und die Fruchtbarkeit untersucht, die Folgen für die internationale Migration sind jedoch weniger klar. Wie nicht weiter überraschend, haben sich Grenzschließungen, Abriegelungen und andere Mobilitätsbeschränkungen tendenziell eher negativ auf Zuwanderungsbewegungen ausgewirkt. Unklar war bis jetzt aber die Frage, wie signifikant diese Veränderungen in den einzelnen Ländern waren.

In einer neuen, von Forschenden des IIASA in Laxenburg bei Wien geleiteten Studie wurden nun erstmals die Auswirkungen von Covid-19 auf die Einwanderungsströme in 15 Ländern mit hohem Einkommen im Jahr 2020 untersucht. Mithilfe statistischer Modelle prognostizierten sie die Einwanderungszahlen ohne Pandemie und verglichen diese mit den tatsächlichen Einwanderungszahlen.

Zwölf europäische Länder

In der Studie, die im Fachblatt "Plos One" erschien, wurden die Veränderungen bei der Zuwanderung in zwölf europäischen Ländern (Österreich, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Norwegen, Spanien, Schweden, Schweiz und Niederlande) sowie in Australien, Kanada und den Vereinigten Staaten analysiert. Anschließend untersuchten die Fachleute um Miguel González-Leonardo, wie sich die einzelnen potenziellen Faktoren wie Reisebeschränkungen, Mobilitätseinschränkungen, Schließungen von Arbeitsplätzen und Schulen sowie ein Anstieg der Arbeitslosigkeit auf die Einwanderungszahlen ausgewirkt haben könnten.

Veränderungen der Zuwanderung während der Pandemie.
González-Leonardo et al., PLoS One 2023

Die Demografinnen und Demografen stellten fest, dass die Zuwanderung in allen Ländern mit Ausnahme Finnlands zurückging. Das Ausmaß des Rückgangs war in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, wobei Australien mit einem Rückgang von 59,9 Prozent den stärksten Rückgang der Zuwanderung verzeichnete.

In Spanien und Schweden betrug der Rückgang 45,4 beziehungsweise 36,4 Prozent. In sieben weiteren Ländern ging die Zuwanderung um 15 bis 30 Prozent und in vier Ländern, in denen die Ergebnisse statistisch nicht signifikant waren, um weniger als 15 Prozent zurück. In dieser letzten Gruppe befindet sich auch Österreich.

Welche Maßnahmen Folgen hatten

Die Forschenden fanden zudem heraus, dass internationale Reisebeschränkungen, Mobilitätsbeschränkungen und die Auflage, zu Hause zu bleiben, in Zusammenhang mit dem Rückgang der Zuwanderung in Verbindung standen, während Arbeits- und Schulschließungen sowie Arbeitslosigkeit keine Auswirkungen zeigten.

Die Veränderungen in den Zuwanderungszahlen und die Intensität der jeweiligen CoV-Maßnahmen.
González-Leonardo et al., PLoS One 2023

Einwanderung trage auch dazu bei, Entvölkerung zu verhindern oder abzumildern, und bringe Arbeitskräfte und Fähigkeiten dorthin, wo sie gebraucht werden, sagt Michaela Potančoková, Mitautorin der Studie und Mitarbeiterin beim IIASA-Forschungsprogramm Bevölkerung und gerechte Gesellschaften. "Daher ist das Verständnis der Veränderungen im globalen Netzwerk der internationalen Migration von entscheidender Bedeutung, um eine angemessene Politik in alternden Gesellschaften zu gewährleisten." (Klaus Taschwer, red, 25.1.2023)