Foto: Getty Images/iStockphoto

Nicht nur vegan lebende Menschen greifen gern zu pflanzlichen Milchalternativen. Die Nachfrage scheint riesig zu sein, denn wenn man in die (Kühl-)Regale der Supermärkte schaut, verliert man schnell den Überblick. Ob nun die Hafermilch Barista für alle Kaffeeliebhaber oder der vegane Schokopudding für die Kids – fast hat man das Gefühl, dass bei jedem Einkauf neue pflanzliche Produkte dazukommen. Ein regelrechter Trend, der den Konsumentinnen und Konsumenten häufig das Gefühl vermittelt, dass vegane oder vegetarische Produkte automatisch auch gesünder seien. Aber das stimmt das denn?

Nicht unbedingt, sagt das Salzburger vorsorgemedizinische Institut SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition). Dafür wurden in einer umfassenden Untersuchung 424 pflanzliche Milchalternativen auf ihren Zucker- und Fettgehalt untersucht, man kam zu dem Schluss, dass ein Viertel davon zu süß und jedes zehnte Produkt zu fettreich ist.

Produkte auf Kokosbasis am fettreichsten

Die "Milch"-Produkte auf pflanzlicher Basis werden zumeist aus Getreidearten, Nüssen, Samen oder Hülsenfrüchten erzeugt. Dabei zeigte sich, dass ein gutes Drittel, etwa 35 Prozent, beim Fett- und Zuckergehalt die vorgegebenen Werte überschritt. Die Maximalwerte legte das Unternehmen in Anlehnung an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO fest. Beim Zucker sollten 6,7 Gramm pro 100 Gramm oder Milliliter nicht überschritten werden, und der Fettgehalt bei maximal 4,2 Gramm liegen.

Ein Blick auf die Nährwerttabelle lohnt sich also, denn annähernd zwei Drittel der Produkte entsprachen diesen Vorgaben. Der durchschnittliche Zuckergehalt lag bei 4,6 Gramm und der durchschnittliche Fettgehalt bei 2,7 Gramm. Positiv fiel den Prüfern auf, dass kein einziges Produkt mit Süßstoffen gesüßt war. Zu den fettreichsten Produkten zählten dabei die, die rein auf Kokosbasis hergestellt sind. Bei ihnen betrug der Fettgehalt durchschnittlich 6,7 Gramm und lag damit deutlich über dem Orientierungskriterium. Im Gegensatz dazu lag der durchschnittliche Fettgehalt bei Produkten auf Reisbasis bei lediglich 1,0 Gramm.

Deutliche Schwankungen beim Zuckergehalt

Und obwohl bei den meisten Produkten kein Zucker zugesetzt wird, gibt es Pflanzendrinks, die einen Zuckergehalt von null Gramm aufweisen, und solche, bei denen er über den empfohlenen 6,7 Gramm liegt. Den Grund dafür findet man in der Herstellungsmethode und geführten Enzymen, die bei manchen Produkten eingesetzt werden. Diese spalten die Kohlenhydrate des Ausgangsprodukts in Zucker auf, wodurch das Produkt auch süßer wird. Die Enzyme findet man jedoch nicht auf der Zutatenliste, da sie im fertigen Produkt nicht mehr nachzuweisen sind. So kann ein Produkt ohne Zuckerzusatz trotzdem Zucker enthalten. Gerade bei Milchalternativen ist es daher besonders wichtig, einen bewussten Blick auf die Nährwerttabelle und nicht nur auf die Zutatenliste zu werfen.

Aber nicht nur der Zucker- und Fettgehalt spielt eine wesentliche Rolle für eine ausgewogene Ernährung. In der Untersuchung wurde auch beleuchtet, wie es mit der Eiweiß-, Kalzium- und Probiotika-Versorgung bei pflanzlichen "Milch"-Produkten aussieht: Diese seien eine gute Alternative, allerdings sei es sinnvoll, auch darauf zu achten, dass die Produkte mit Kalzium angereichert sind oder man genügend andere Kalziumquellen wie zum Beispiel kalziumreiches Mineralwasser konsumiert. (APA, jaa, 25.1.2022)