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Das Mitteilungsbedürnis über den eigenen finanziellen Erfolg schafft es bei so manchem Geschäftsmann mit bis ins Fitnesscenter.

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Es ist nicht lange her, als wurde ich, gedankenverloren vom Schottentor in Wien Richtung Freyung flanierend, plötzlich von einer röhrenden Stimme aus meinen Tagträumereien gerissen. Die Stimme gehörte, so lehrte mich ein rascher Blick, einem hünenhaften Herrn. Der Hüne war wie ich soeben der Rolltreppe entstiegen, die aus dem Jonasreindl hinaufrollt. Im Gegensatz zu mir, der ich bloß so vor mich hinging, hatte er aber geschäftlich zu tun. Und wie.

Röhrende Geschäftsmänner

Kopfhörer in den Ohren, das Handymikro vor dem Plappermäulchen, führte der Hüne einen Businesstalk in perfektem Denglisch ("No way ... dann schreiben wir halt ,nachhaltig‘ drauf ... let’s go the extra mile ... das soll der Franz mit dem Steuerberater checken" usw.). Und wie laut der Herr Wichtig röhrte! Bist du deppert! Falls er mit einem Geschäftspartner in Bratislava oder Mailand geröhrt haben sollte, hätte er sich das Handy ohne weiteres ersparen können, der Partner hätte ihn auch so gehört.

Beim Theater gibt es die Rampensau, die auf der Bühne um jeden Preis die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen will. Auf der Freyung gibt es den RRG, den rampensäuisch röhrenden Geschäftsmann (Geschäftsfrauen dieses Schlages sind mir nicht untergekommen), der um jeden Preis die Öffentlichkeit an seiner eminenten ökonomischen Bedeutsamkeit teilhaben lassen will. Den erwähnten Typus findet man aber nicht nur auf der Freyung, sondern auch im Fitnesscenter, in der Sauna, in Gaststätten und Eisenbahnen (meist Erste Klasse).

Wunsch nach Steuerprüfung

Weil mir der Geschäftsgang unbekannter Leute powidl ist und ich mich keinen Deut darum schere, ob sie gerade florieren oder pleitegehen, möchte ich in der Öffentlichkeit nicht ungefragt über Produktinnovationen, Businesspläne und Steuerschlupflöcher informiert werden. Wenn das ein RRG dennoch tut, wünsche ich ihm sofort den unleidlichsten Beamten der Finanzprokuratur an den Hals.

Und überhaupt: Wer garantiert dafür, dass diese Leute auch wirklich Geschäftsmänner sind? Und nicht etwa Rausschmeißer in drittklassigen Discos, Zuhälter oder Youtube-Influencer, die frech am Nimbus des Geschäftsmannes schmarotzen, obwohl sie selbst lediglich Pseudo- und Putativgeschäftsmänner sind? Da wäre es doch gleich doppelt angezeigt, endlich den Schlapfen zu halten. (Christoph Winder, 281.2023)