Im Vorjahr zogen erste Wolken über dem Immo-Markt auf.

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Die Zeit der steigenden Immobilienpreise dürfte nun tatsächlich zu Ende sein. Das ist jedenfalls auch die mehrheitliche Ansicht von 50 Vertreterinnen und Vertretern der Bau- und Finanzbranche, die für eine Studie von Ernst & Young (EY) befragt wurden. Sie gehen grosso modo in allen Segmenten von stagnierenden oder sinkenden Preisen aus, einzig bei Logistikimmobilien in Bestlagen werden eher noch weiter steigende Preise erwartet.

Bei Wohnimmobilien werden in 1a- und 1b-Lagen mehrheitlich ebenfalls noch gleichbleibende Preise erwartet, doch in peripheren Lagen geht die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) von sinkenden Preisen aus. Im Vorjahr rechneten die befragten Marktteilnehmenden noch in allen Lagen mit steigenden Preisen.

Investoren zurückhaltend

"Der Zinswandel, die hohe Inflation und die Angst vor einer drohenden Rezession führen am Immobilienmarkt zu einer Trendwende", erläutert Stephan Größ, Leiter des Immobiliensektors bei EY Österreich. "Wer aktuell kaufen will, sollte einen detaillierten Blick auf die Immobilie werfen. Angesichts der bestehenden Zurückhaltung vieler Investoren können sich aber auch interessante Opportunitäten ergeben."

Grundsätzlich werde der österreichische Immobilienmarkt nach wie vor als attraktiv eingeschätzt, allerdings vorsichtiger als in den Vorjahren, sagt Größ. Noch prekärer sei die Lage in Deutschland: "Dort schätzt mehr als ein Drittel der Befragten den Markt für weniger attraktiv ein, nur etwa die Hälfte hält den Markt für attraktiv."

Kein Sturzflug

Auch bei Raiffeisen Research erwartet man, dass an den seit 18 Jahren andauernden Immobilienzyklus in Österreich kein 19. Jahr mehr angehängt werden wird. "Wir erwarten 2023 und 2024 jeweils merkbare nominale Preisrückgänge von bis zu fünf Prozent pro Jahr", heißt es in einer aktuellen Analyse. "Nach dem steilen Steigflug der letzten Jahre wird der Markt somit an Höhe verlieren." Nachsatz: "Ein Sturzflug dürfte aber ausbleiben."

Denn zu einer "erzwungenen" Angebotsausweitung dürfte es nach Ansicht der Raiffeisen-Analysten weiterhin nicht kommen, und auf den stärksten Zinsanstieg seit vielen Jahrzehnten werde wohl auch der stärkste Nominallohnanstieg seit vielen Jahrzehnten folgen.

Markt im Rückwärtsgang

Dennoch: Im Zusammenspiel mit der weiterhin erhöhten Inflation 2023 könnte es heuer zu realen Preisrückgängen sogar im zweistelligen Bereich kommen, heißt es in der Analyse.

Den "Rückwärtsgang" habe der Markt schon im vierten Quartal 2022 eingelegt, sagt Raiffeisen-Analyst Matthias Reith. "Wohneigentum verbilligte sich im Schussquartal österreichweit um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal", das sei immerhin der stärkste Quartalsrückgang seit Anfang 2011 gewesen. Interessant ist, dass vor allem die Bundeshauptstadt Wien eine schwächere Preisentwicklung verzeichnete als das restliche Bundesgebiet. (red, 27.1.2023)