Im Länderspiel gegen Dänemark Anfang Juni 2022 (1:2) hat sich im Rasen des Happel-Stadions ein Loch aufgetan. Wenigstens dieser Schaden wurde behoben.

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Der Burgenländer Georg Pangl wurde vom ÖFB angefragt, aber nicht angehört.

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Michael Krammer war Präsident von Rapid (2013 bis 2019). Der ÖFB reizt ihn nicht.

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Roland Schmid hat die Wahl verloren. Er kümmert sich lieber um die Vienna.

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Es ist rund 17 Monate her, dass Michael Krammer, der Ex-Präsident von Rapid, von Horst Lumper, dem aktuellen Chef des Vorarlberger Fußballverbandes, kontaktiert wurde. Er, Krammer, solle sich doch um den Posten des ÖFB-Präsidenten, die Nachfolge von Leo Windtner, bewerben. Am 1. Februar 2023 erinnert sich Krammer daran. "Ich war erstaunt, sagte, ich werde sicher keine Bewerbung schreiben, man weiß ja, wer ich bin, was ich kann. Aber ich wär bereit, zu einem Hearing zu kommen." Das Hearing hat dann nie stattgefunden. Und so wurde Gerhard Milletich, Lumpers Kollege aus dem Burgenland, am 17. Oktober 2021 zum Präsidenten gewählt. Am 31. Jänner 2023 ist der Verleger zurückgetreten. Wegen der Inseratenaffäre. Milletich wurde vorgeworfen, das Ehrenamt für private Zwecke ausgenützt zu haben. Er bestritt das bis zuletzt.

Der 62-jährige Krammer, Unternehmer in der Telekombranche, ist nicht erstaunt. Er versichert dem STANDARD, an dem Job "absolut kein Interesse zu haben". Der Schaden für den Fußball sei enorm, der ÖFB müsse Strukturen verändern. "Es ist der größte Sportverband, das Aushängeschild. Es kann nicht sein, dass pensionierte Bürgermeister entscheiden." Eine Professionalisierung sei unumgänglich. Mögliche Lösung: "Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft, der Präsident soll eine Art Aufsichtsrat sein."

Es sei im ÖFB Usus, sagt Krammer, eigene Spielchen zu spielen, die Macht zu erhalten. "Sportdirektor Willi Ruttensteiner wurde einst rausgeworfen, weil er unangenehm war." Die Verpflichtung von Teamchef Ralf Rangnick sei zwar "ein Glücksgriff gewesen. Aber der ist nur passiert. Und Sportdirektor Peter Schöttel war aus dem Schneider."

Keine Expertise

Georg Pangl ist vor 17 Monaten fast ein Thema gewesen. Der niederösterreichische Verbandschef Johann Gartner war an ihn herangetreten. Pangl war und ist in mehreren Funktionen im internationalen Fußball tätig. "Letztendlich wollten sie nie eine Expertise von mir", sagt der 57-Jährige dem STANDARD. Er strebt unter den gegebenen Umständen das Amt nicht an, den Posten des burgenländischen Landespräsidenten könne er sich aber vorstellen. "Weil ich gerne Dinge bewege." Pangl hält eine Modernisierung für notwendig. "Es darf nicht um Eitelkeiten gehen." Für ihn sei es denkbar, das Ehrenamt zu streichen und einen bezahlten Präsidenten zu installieren. "Der Job ist aufwendig, den kann man nicht so nebenbei ausüben." Wie hoch das Gehalt sein könnte? "So wie bei einem Nationalratsabgeordneten, ich denke da an 9000 Euro brutto."

Und dann gab es noch einen dritten Mann, der im ÖFB etwas weiter als Krammer und Pangl gekommen ist. Roland Schmid, ein Immobilienunternehmer (Immo United), der einst Rapid-Präsident werden wollte, aber an Martin Bruckner gescheitert ist. Der 46-jährige Schmid war Milletichs Gegenkandidat, er wurde von der Hauptversammlung angehört. Da eine knappe Mehrheit der Landespräsidenten für Milletich stimmte und sich die Bundesliga anschloss, wurde Schmid wieder nur Zweiter. Man schmorte lieber im eigenen Saft.

Auch der Verlierer hegt keine großen Ambitionen, es im zweiten Versuch zu werden. Schmid sagt zum STANDARD: "Das steht nicht zur Diskussion. Als Unternehmer weiß ich aber, dass man niemals nie sagen sollte." Milletichs Rücktritt habe ihn "von der Geschwindigkeit her" überrascht. Er werde dem ÖFB keine guten Tipps geben. "Es bleibt zu hoffen, dass schnell Ruhe und Sachlichkeit einkehrt. Zudem bin ich mit meinen ehrenamtlichen Aufgaben als Vizepräsident, Vorsitzender des Verwaltungsbeirates und Sponsor bei der Vienna gut ausgelastet. Und dort haben wir ja bekanntlich noch viel vor."

Alles zerrüttet

Am Freitag steigt in Graz eine Präsidiumssitzung, einer der vier Vizepräsidenten (Gerhard Götschhofer, Josef Geisler, Gartner, Philip Thonhauser) wird den Laden interimistisch übernehmen. Frühestens Ende Mai kann bei einer außerordentlichen Hauptversammlung gewählt werden.

Im ÖFB gibt es weitere Baustellen. Die Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Thomas Hollerer sind kein Herz und keine Seele, das Verhältnis ist dauerhaft zerrüttet. Hollerer gilt als Milletich-Intimus, seine Tage könnten gezählt sein. Krammer: "Dass eine Führung nicht miteinander kann, ist in der Wirtschaft Wahnsinn." Fortsetzung folgt. (Christian Hackl, 1.2.2023)