Bis in die 1980er-Jahre waren nur 16 Jupitermonde bekannt. Nun wächst die Liste auf 92.
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Jupiter hat wieder die Nase vorn: Astronominnen und Astronomen haben zwölf weitere Monde rund um den größten Planeten im Sonnensystem entdeckt. Damit steigt die Gesamtzahl der bekannten Jupitertrabanten auf 92. Zuletzt führte Saturn die Liste der mondreichsten Planeten an, er kommt nach derzeitigem Stand auf 83 bestätigte Monde. Die neu identifizierten Objekte sind allesamt recht klein, sie kommen auf Durchmesser von einem bis drei Kilometer.

Die Neuzugänge wurden mit Teleskopen auf Hawaii und in Chile 2021 und 2022 entdeckt, ihre Umlaufbahnen konnten durch Folgebeobachtungen bestätigt werden, sagte Scott Sheppard von der Carnegie Institution of Science in Washington, D.C., der bereits an der Entdeckung zahlreicher Monde von Saturn, Jupiter, Uranus und Neptun beteiligt war. "Ich hoffe, dass wir in naher Zukunft einen dieser äußeren Monde aus der Nähe abbilden können, um die Herkunft besser bestimmen zu können", sagte Sheppard der Nachrichtenagentur AP.

Rückläufige Winzlinge

Neun der zwölf neuen Monde zählen zu den äußersten Jupitermonden, deren Umlaufzeit mehr als 550 Tage beträgt. Sie umkreisen den Planeten in sogenannten retrograden Bahnen, also der Rotationsrichtung des Planeten entgegengesetzt. Sheppard zufolge entstanden die kleineren Monde wahrscheinlich durch Kollisionen, bei denen größere Objekte zerbrachen. Drei der neu entdeckten Monde umkreisen den Jupiter hingegen in prograden Bahnen und befinden sich zwischen den großen Galilei'schen Monden und den weiter außen kreisenden retrograden Monden.

Der Jupiter-Eismond Europa wurde 1610 von Galileo Galilei entdeckt. Heute gilt er als einer der spannendsten Orte für die Suche nach Leben im Sonnensystem.
Foto: (NASA/JPL-Caltech/SETI Institute

Diese seien schwieriger zu finden gewesen als die weiter entfernten retrograden Monde, sagte Sheppard: "Der Grund dafür ist, dass sie näher am Jupiter sind und das Streulicht des Planeten enorm ist." Der Wissenschafter geht davon aus, dass noch etliche weitere Monde zu finden sein werden, nicht nur um Jupiter – auch der Saturn dürfte noch unbekannte Trabanten beherbergen. Zuletzt hatten Sheppard und Kollegen 2019 die Entdeckung von 20 bis dahin unbekannten Saturnmonden bekanntgegeben.

Aufbruch zu den Eismonden

Vor allem die großen Monde der beiden Gasplaneten sind aus wissenschaftlicher Sicht hochinteressant: Einige davon gelten als mögliche Habitate für Leben. So erinnert etwa Europa, der viertgrößte Jupitermond, in vieler Hinsicht eher an einen Planeten als an einen primitiven Mond. Er besitzt einen inneren Schalenaufbau mit Eisenkern und eine dünne, sauerstoffreiche Atmosphäre. Unter seiner eisigen Kruste dürfte sich ein gigantischer Ozean aus flüssigem Wasser befinden, in dem einfaches Leben theoretisch möglich wäre.

Die europäische Raumsonde Jupiter Icy Moons Explorer (Juice) soll demnächst zu den Jupitertrabanten Ganymed, Europa und Kallisto aufbrechen.
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Erst im Vorjahr flog die Nasa-Raumsonde Juno an Europa vorbei und lieferte detailreiche Aufnahmen von seiner Oberfläche. Weiterer wissenschaftlicher Besuch ist bereits in Vorbereitung: Im April soll die europäische Raumsonde Juice (Jupiter Icy Moons Explorer) starten, um Europa und die anderen großen Jupitermonde genauer zu untersuchen. Im Jahr darauf will dann die Nasa mit Europa Clipper eine weitere Mission zum Eismond bringen, die Lebensfreundlichkeit des Objekts erkunden und Zielorte für mögliche künftige Landemissionen auskundschaften. (David Rennert, 7.2.2023)