In den vergangenen Tagen sind die Temperaturen österreichweit unter den Gefrierpunkt gesunken, in Wien zeigte das Thermometer zuletzt etwa minus sieben Grad. Die kalte Jahreszeit ist für obdachlose Menschen eine besonders große Herausforderung – bei einer derartigen Kälte auf der Straße zu schlafen kann lebensgefährlich sein.

Vor allem in der aktuellen Kältewelle sind obdachlose Menschen deshalb vermehrt auf Hilfsangebote angewiesen. Die Wiener Notquartiere, die rund 1.000 Plätze bieten, verzeichnen derzeit eine hohe Auslastung – rund 90 Prozent aller Plätze sind belegt, heißt es vom Fonds Soziales Wien (FSW). Das spürt auch die Caritas: Geschäftsführer Klaus Schwertner spricht von einer enormen Herausforderung für die Winterhilfe.

Die Caritas-Einrichtung Gruft ist aktuell zur Gänze ausgelastet, alle Plätze sind belegt. Beim Frühstück und Mittagessen verzeichnete das Notquartier zuletzt einen Rekord von 176 Gästen. "In der Früh bildet sich eine Schlange. Normalerweise lassen sich die Menschen Zeit, die von ihren Schlafplätzen draußen zum Frühstück kommen", erzählt die Leiterin der Gruft, Judith Hartweger. Auch mehr Schlafsäcke als normalerweise werden zurzeit pro Tag ausgegeben.

Die kalte Jahreszeit kann für obdachlose Menschen lebensgefährlich werden.
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Das Kältetelefon verzeichnete diese Saison rund 7.500 Anrufe. Aktuell gehen im Vergleich zum Dezember, als es ähnlich kalt war, aber weniger Anrufe pro Tag ein. Die Caritas erklärt sich das mit dem Beginn der Semesterferien und damit, dass weniger Menschen wegen der Kälte auf der Straße sind. Sie appelliert, das Angebot weiter zu nutzen. "Je mehr Anrufe wir bekommen, umso mehr Hilfe können wir leisten", sagt Susanne Peter, Streetwork-Verantwortliche bei der Caritas.

Die Kälte-App, die ähnlich wie das Kältetelefon der Caritas funktioniert, verzeichnete diesen Winter rund 1.000 Meldungen. Passantinnen und Passanten seien bei niedrigeren Temperaturen aufmerksamer und melden öfter, wenn Menschen auf der Straße schlafen, als das an Tagen mit Plusgraden der Fall sei, sagt ein FSW-Sprecher über die aktuellen Meldungen.

Warme Speisen gefragt

Für Obdachlose, die sich in keinem Quartier befinden, sind Streetworker im Einsatz. Sie vermitteln Menschen auf der Straße an Notquartiere weiter. Trotz der Kälte gebe es auch oft Personen, die in keinem Quartier untergebracht werden wollen.

Diejenigen, die das nicht wollen, werden mit Schlafsäcken, Isomatten, Decken und heißen Suppen versorgt. Die Nachfrage nach wärmenden Speisen ist derzeit laut Caritas besonders hoch. Bisher konnten 244 Obdachlose, die zuvor auf der Straße schliefen, an Notquartiere vermittelt werden. (Max Stepan, 9.2.2023)