Bislang hat die Tiwag den Preis nicht erhöht, jetzt sieht sie den Schritt aber als alternativlos.

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Innsbruck – Nachdem der landeseigene Tiroler Energieversorger Tiwag für Bestandskundinnen und -kunden die Preise bisher nicht angehoben hat, müssen sie sich ab Sommer warm anziehen. Der Strompreis für einen Standardhaushalt steigt um rund 28 Prozent, der Gaspreis sogar um 100 Prozent. Vorstandschef Erich Entstrasser betonte dazu vor Journalistinnen und Journalisten am Freitag, dass die Tiwag aus rechtlichen Gründen die Preise nicht senken könne, und sah das Ende des Gaszeitalters noch lange nicht gekommen.

Ab Juni werden Tiwag-Kunden in einem Standardhaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh unter Berücksichtigung der Strompreisbremse und der angekündigten Reduktion der Netztarife monatlich um circa 18 Euro mehr bezahlen. Für Gaskunden mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 10.000 kWh sind es ab Juli rund 80 Euro mehr, Fernwärmekunden müssen mit einem Plus von circa 45 Euro (rund 42 bis 55 Prozent) rechnen. Die Preise für Neukunden werden heuer nicht erhöht, allerdings werde geprüft, wie diese Kunden in die Gruppe der Bestandskunden aufgenommen werden können.

Preisanstiege "alternativlos"

Entstrasser begründete die Preisanstiege damit, dass das Unternehmen nun aufgrund der hohen Beschaffungspreise vom vergangenen Jahr nachziehen müsse. Zwar produziere die Tiwag mit 3.000 GWh die Hälfte des Tiroler Stromverbrauchs, das meiste davon allerdings im Sommer, wenn wenig Energie gebraucht werde. Um den Bedarf auch im Winter zu decken, werde am internationalen Markt eingekauft. Zwar tue man dies stets eineinhalb Jahre im Voraus, um Preisspitzen abzuflachen, aufgrund der extrem hohen Preise im Vorjahr sah Entstrasser die Preisanstiege aber als alternativlos.

Sollten die Strompreise aber weiter steigen, werde sich das auch positiv auf die Bilanz des Energieversorgers auswirken. So wie es derzeit aussehe, werde man beim Ergebnis für das Jahr 2022 "im Planbereich" liegen. "Aber wir machen keine außerordentlich hohen Gewinne", relativierte Entstrasser. Die vor der Landtagswahl in Aussicht gestellte "Sonderdividende" werde man aber aller Voraussicht nach leisten können. Der Gasversorger Tigas wiederum werde 2022 ein negatives Ergebnis aufweisen, weil die Beschaffungspreise krisenbedingt sehr hoch waren.

Land Tirol will Teuerung abfedern

Mit Blick auf die Zukunft bezeichnete Entstrasser das Ziel der Tiroler Landesregierung, bis 2050 energieautonom zu sein, als sehr ambitioniert. Er war allerdings überzeugt: "Wir werden im Gewerbe und der Industrie noch Jahrzehnte Gas brauchen." Deshalb baue man auch weiterhin das Gasnetz aus, was Umweltschutzorganisationen regelmäßig kritisieren.

Angesichts der Energiepreiserhöhungen wird laut Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) und Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl übrigens an einem gemeinsamen Entlastungspaket gearbeitet. Der Energiekostenzuschuss soll weiterentwickelt werden, zudem soll der Arbeiterkammer-Härtefallfonds zum "Antiteuerungsfonds" ausgebaut und mit mehr Mitteln ausgestattet werden. Das Land werde einen "zweistelligen Millionenbetrag für die Abfederung von Energie-, Wohn- und Betriebskostenteuerung" mobilisieren, auch die Tiwag will sich mit zwei Millionen Euro beteiligen. (APA, red, 10.2.2023)