Am Wahlabend gab es Blumen für Kai Wegner.

Foto: IMAGO/Mike Schmidt

Auf den Wahlplakaten hat es schon geklappt. "Kai Wegner, Regierender Bürgermeister für Berlin" stand auf vielen. Der Amtsanwärter posierte nicht vor dem üblichen CDU-Himmelblau, sondern vor staatstragendem Grau.

Bei der Wiederholung der Berliner Pannenwahl hat CDU-Spitzenkandidat Wegner seine Ausgangsposition für das höchste Amt in der deutschen Hauptstadt auch tatsächlich deutlich verbessert. Seine CDU legte stark zu und kam auf Platz eins.

Damit verschafft sich Wegner bei seinen Parteifreundinnen und -freunden deutschlandweit Respekt, denn so einen Erfolg hatte die CDU im traditionell rot-grün-linken Berlin zuletzt 1999.

Ein Berliner

Außerhalb der Partei hat vielleicht der eine oder andere Wegner noch mal schnell gegoogelt. Denn recht bekannt war er bisher nicht. Auch in Berlin galt er als einer der vielen CDU-Landeschefs, die in den vergangenen Jahren kamen und wieder gingen. An manche erinnert man sich kaum mehr.

Wegner ist kein Zugezogener. Er stammt aus Berlin-Spandau, jenem Bezirk im Westen, der sich als so eigenständig sieht, dass die Spandauer und Spandauerinnen sagen "Ich fahre nach Berlin", wenn sie in die Innenstadt wollen.

Kampfabstimmung um Chefsessel

Der gelernte Versicherungskaufmann trat mit 17 in die CDU ein und stieg dort auf. Dabei hatte er auf verschiedenen Ebenen viele Ämter, weshalb er heute noch als bestens vernetzt gilt.

Von 2005 bis 2021 saß Wegner auch im Bundestag. Beim Sprung an die CDU-Landesspitze im Jahr 2019 bewies Wegner Härte. Er forderte die amtierende Chefin Monika Grütters zur Kampfabstimmung auf, diese gab daraufhin auf, der Weg für Wegner war frei.

Als sein Verdienst gilt, dass er die notorisch zerstrittene Berliner CDU geeint hat. Manchem in der eigenen Partei ist er zu konservativ. So beklagte der heutige CDU-Generalsekretär Mario Czaja (auch ein Berliner) mal Wegners "riskanten Rechtsruck".

Vornamen-Frage

Nach den Silvester-Krawallen forderte Wegner, die Vornamen der Randalierer zu nennen. Er erklärt auch gern, dass man bei der Sicherheit "klare Kante" zeigen müsse. Dadurch verscherzte es sich der dreifache Vater allerdings mit den Grünen. Auch die SPD ging auf Distanz zu ihm.

Daher ist noch nicht klar, ob der Gewinner Wegner auch tatsächlich ein Sieger sein wird. Denn für den Einzug ins Rote Rathaus braucht es einen Koalitionspartner. Da drängt sich jedoch niemand auf, weshalb über Wegner in Berlin schon gespottet wird, er sei ein "König ohne Land". (Birgit Baumann aus Berlin, 13.2.2023)